Ein Gesundheitsservice, der an vielem krankt

Seit Anfang der Woche bietet die bayerische Staatsregierung ein Patientenportal an. Die AZ hat es mit fachkundiger Hilfe getestet – und Verbesserungsmöglichkeiten entdeckt.
MÜNCHEN Wo ist der nächste Facharzt? Welche Apotheke hat Notdienst? Und wie macht sich zum Beispiel Mumps bemerkbar? Wenn es um ihre Gesundheit geht, konsultieren viele Menschen erst einmal das Internet. Jetzt startet Bayerns Gesundheitsministerium ein neues Angebot: Seit dieser Woche gibt es ein Patientenportal (www.patientenportal.bayern.de). Gleichzeitig hat eine neue Patientenbeauftragte ihre Arbeit aufgenommen. Die AZ hat dem Service auf den Zahn gefühlt.
Was liefert das Portal an Neuem?
Nicht viel. Ob auf anderen Webseiten oder im Online-Auftritt des Ministeriums: Auch vorher waren die meisten Infos abrufbar – nur eben nicht in so gebündelter Form. Positiv: Das Ganze ist im Netz jetzt gut zu finden. Und auch recht übersichtlich sortiert.
Was fehlt?
Einiges. Berater Peter Friemelt von der Patientenstelle München hat das Portal mit fachkundigem Blick überprüft. Mehrere Komplexe vermisst er komplett:
„Was uns zum Beispiel fehlt, ist das Thema
Als weiteren Kritikpunkt nennt Peter Friemelt: „Weder auf die
Patient ist man im nicht-virtuellen Leben auch bei seinem
Was in Zeiten von Mediziner-Protesten oder von Kassenpatienten, die bis zum Jahresende nicht mehr von ihrem Zahnarzt behandelt werden, wünschenswert und hilfreich wäre: Eine eigene Rubrik
Das Fazit?
„Bis jetzt ist das Portal eher enttäuschend“, findet Friemelt. „Aber es hat ja erst angefangen.“ Er kritisiert, dass die Infos teils zu einseitig aufbereitet sind, etwa bei der Elektronischen Gesundheitskarte.
Wer ist die neue Patientenbeauftragte – und was macht sie?
Ministerialrätin Dr. Gabriele Hartl hat die Aufgabe übernommen. Sie soll erste Anlaufstelle für Patienten und deren Organisationen sein, die Hilfe suchen. Persönlich ist sie donnerstags von 10 Uhr bis 11 Uhr am Telefon zu erreichen, ansonsten wird auf Post und Mail verwiesen. Den Kontakt zu ihr findet man im Patientenportal. In der Münchner Patientenstelle ist man noch skeptisch. Zum einen weil Dr. Hartl „nicht unabhängig“ sei. „Sie ist als Beamtin in die Hierarchie eingebunden“, heißt es. Und auch die Tatsache, dass sie nur eine Stunde pro Woche am Telefon erreichbar ist, sorgt für Kritik: „Das ist ein Witz, das ist nicht mal ein Tropfen auf den heißen Stein.“ Trotzdem hofft man auf gute Zusammenarbeit.
Und was ist das neue Ärzteportal?
Mit dem Patientenportal startete auch ein Service für Ärzte (www.aerzteportal.bayern.de). Jodok Müller, Pressereferent der Landesärztekammer, hat ihn sich für die AZ angeschaut. Sein Fazit: „Eine interessante Zusatzinformation.“ Viele Infos, die es bisher schon auf den Seiten des Ministeriums gegeben habe, seien jetzt gebündelt. Insofern habe das Ganze vor allem eine „Vorsortierfunktion“. Konkret hilfreich sei das Portal, wenn man sich über die Arbeit des Gesundheitsministeriums und politische Fragen informieren möchte. Interessant findet Müller, wie sich die Diskussionen im Gesundheits-Blog entwickeln werden. Wie gut fand der AZ-Tester sich beim Surfen zurecht? „Dadurch, dass noch nicht so viele Informationen drin sind, ist es recht übersichtlich.“J. Lenders