Ein Dorf im Lärm-Krieg

Provinz-Posse in der Oberpfalz: Der FC Möning und ein Nachbar führen einen bizarren Streit
von  Abendzeitung
Vereinsvorstand Josef Bauer wird mit Hunderten von Anzeigen bombardiert. Ist der Lärm auf dem Vereinsgelände wirklich zu stark?
Vereinsvorstand Josef Bauer wird mit Hunderten von Anzeigen bombardiert. Ist der Lärm auf dem Vereinsgelände wirklich zu stark? © bayernpress.com

Provinz-Posse in der Oberpfalz: Der FC Möning und ein Nachbar führen einen bizarren Streit

FREYSTADT Wie laut dürfen die Aktivitäten eines Fußballvereins sein? Mit dieser Frage muss sich heute die 4. Zivilkammer des Nürnberger Landgerichts auseinandersetzen. Hintergrund des Verfahrens ist ein bizarrer, seit fast zehn Jahren dauernder Streit zwischen dem FC Möning und einem Nachbarn.

Die Standpunkte der Streithähne klaffen extrem auseinander. Während Vereins-Boss Josef Bauer seinem Prozessgegner Volker L. das Etikett eines notorischen, weit über das Ziel hinaus schießenden Nörglers anheftet, spricht der von Terror, dem er und seine Familie ausgesetzt sind.

Volker L. wohnt direkt neben dem Vereinsgelände. Seit Jahren darf er es nicht mehr betreten. Sogar eine Fußgängerbrücke, die neben seinem Grundstück zum Sportplatz führt, wurde von der Gemeinde gesperrt.

Grund für den Konfrontationskurs: Volker L. meldet jede noch so kleine Lärmbelästigung bei der Polizei. Ein Sprecher der Behörde bestätigte, dass in den vergangenen Jahren Hunderte derartiger Anzeigen eingegangen sind. Vorstand Josef Bauer kennt sogar die genaue Zahl: „Wir bewegen uns langsam auf die 500. Anzeige zu.“

Morddrohungen gegen den klagewütigen Anwohner?

Ob die Beschwerden tatsächlich eine Berechtigung haben, soll im Auftrag des Gerichts ein Gutachter klären. Das ist nicht so einfach, wie es aussieht. Ein erster Gutachter wurde seines Auftrags entbunden, weil er zwei Jahre lang völlig untätig blieb. Der zweite Gutachter starb bei einem Verkehrsunfall, den dritten setzte eine schwere Erkrankung matt. Morgen allerdings soll Gutachter Nummer4 für Klarheit sorgen. Er hat in den zurückliegenden Wochen den vom Fußballgelände ausgehenden Lärmpegel gemessen.

Die Bevölkerung steht geschlossen hinter dem Verein. 300 Bürger nahmen vor kurzem sogar an einer Demonstration teil, die vor das Haus von Volker L. führte. Mit Trillerpfeifen und Ratschen machten sie ihrem Unmut Luft. Volker L., der vor allem den Lärm bei den nächtlichen Zusammenkünften im Vereinsheim anprangert, hält dies für pure Provokation. Zur AZ sagte er: „Ich wurde wegen meiner Anzeigen auch schon mit Mord bedroht.“

Vereinsvorstand Josef Bauer sieht indessen den Frieden der gesamten Dorfgemeinschaft in Gefahr: „Wenn es nach dem ginge, müssten wir unseren Verein auflösen.“ hr

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