Ein Brief für Aiwanger: Dorf wehrt sich gegen Pläne

In Reichling im Landkreis Landsberg am Lech soll nach Gas gebohrt werden. Viele Bürger sorgen sich um ihr Trinkwasser. Hubert Aiwanger wird daher Post bekommen.
Heidi Geyer |
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Greenpeace hat einen Protest mitorganisiert.
Greenpeace hat einen Protest mitorganisiert. © Greenpeace

Reichling/München - Im Landkreis Landsberg am Lech soll bald probegebohrt werden. Gemeinde und Landrat wehren sich gegen Hubert Aiwanger. Reichling ist ein Idyll: grüne Wiesen, eine Kirche mit Zwiebelturm, Blick auf die bayerischen Alpen. Doch viele Bürger sind in großer Sorge. Die Firma Genexco Gas möchte in der Gemeinde womöglich Erdgas fördern. Mehr als 3000 Meter tief soll im September zur Probe gebohrt werden, um festzustellen, ob dort auch wirklich etwas zu holen ist ‒ ganz nah an einem FFH-Schutzgebiet und der Trinkwasserquelle.

Die Bohrung ist bereits genehmigt. Das Bergamt Südbayern hat dazu Ende Juni die Zustimmung erteilt, nachdem verschiedene Stellen angehört worden waren. Im Kreistag war die Gasbohrung ebenfalls ein Tagesordnungspunkt in dieser Woche. Thomas Eichinger (CSU), Landrat des Kreises Landsberg am Lech, kündigte an, aufgrund der Rückmeldung der Kreisräte zur geplanten Probebohrung einen Brief an den bayerischen Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (FW) zu schicken.

Der Brief sei noch in Arbeit, erfährt die AZ aus dem Landratsamt. Grundsätzlich falle die Genehmigung nicht in die Zuständigkeit des Landratsamtes, sagt Eichinger der AZ. "Dennoch wollte ich mir im Kreistag ein Stimmungsbild einholen, um dann rechtzeitig ein Schreiben an das bayerische Wirtschaftsministerium zu verfassen."

Mit Greenpeace: Gemeinsamer Kampf gegen Erdgasbohrung in Reichling

Dort wolle er noch einmal im Namen der betroffenen Gemeinden auf mögliche zukünftige Schäden im Bereich Gesundheit, Gefährdung, Tier- und Pflanzenarten und Wasser hinweisen. Der Brief ist nun in Arbeit, nachdem er von den Kreisräten volle Zustimmung dazu erhalten hatte.

Das Wirtschaftsministerium von Hubert Aiwanger (Freie Wähler) hatte einer Bohrung in Reichlingen zugestimmt (Archivbild).
Das Wirtschaftsministerium von Hubert Aiwanger (Freie Wähler) hatte einer Bohrung in Reichlingen zugestimmt (Archivbild). © Niklas Treppner/dpa

Denn vor der Genehmigung durch das Bergamt hatte das Wirtschaftsministerium die Probebohrung erlaubt. Die Bürgerinitiative "Reichling Ludenhausen ‒ gegen die Ausbeutung unserer Heimat" kämpft mit Unterstützung von Greenpeace gegen die Bohrung.

Dass die Verbrennung von Gas klimaschädlich ist, kritisiert Saskia Reinbeck, Energie-Expertin von Greenpeace Bayern. Der Reichlinger Gemeinderat hat am Montag einen Beschluss gegen die Probebohrung und eine mögliche spätere Förderung von Erdgas gefasst. Nur kann dieser die bereits genehmigte Bohrung rechtlich nicht aushebeln. Nach AZ-Informationen war der Bürgermeister der Gemeinde Johannes Hintersberger (CSU) bei der Sitzung abwesend.

Unzufriedene Bürger fordern Hintersberger-Rücktritt

In Reichling brodelt es schon seit Längerem. Im Dezember sollen Medienberichten zufolge um die 600 Unterschriften gesammelt worden sein, die einen Rücktritt von Hintersberger forderten. Die Vorwürfe reichen von Missachtung, Machtkämpfen, unkollegialem Verhalten, Lügen bis zu einer schlechten Erreichbarkeit. Die Bürgerversammlung im März dauerte über vier Stunden. Ein Grund für den Unmut soll auch die Haltung des Bürgermeisters zum Thema Erdgasbohrung gewesen sein.

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Der AZ sagt Hintersberger, er habe wegen eines Todesfalls nicht an der Gemeinderatsitzung teilnehmen können, er sei jedoch eng abgestimmt gewesen. "Die Abstimmung repräsentiert ebenfalls meine Haltung", sagt der Bürgermeister. Schon während des Beteiligungsverfahrens habe man darauf hingewiesen, dass Alternativen zu prüfen seien und die Trinkwasserversorgung gesichert sein müsse. Die Haltung habe sich nicht geändert, "lediglich die Formulierung und der plakative Charakter ändern sich durch diesen Beschluss".

Leider spreche die Landes- und die Bundespolitik zweierlei Sprachen in Bezug auf die Aufsuchung von Kohlenwasserstoffen und deren Förderung. "Wir erhoffen uns hierbei eine politische Kehrtwende, rechtlich können wir als Kommune leider nichts ändern", so Hintersberger. Hubert Aiwanger hat bis Redaktionsschluss auf eine AZ-Anfrage keine Stellung genommen.

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  • Newi83 am 27.07.2024 13:31 Uhr / Bewertung:

    Kein Gas, kein Atom, kein Wind, keine Leitungen, kein Solar, aber hunderttausend Elektrogeräte. De Leut werden immer lustiger.

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