Ein Blick wie beim Stierkampf

FÜRTH - In der Premiere von „Arena“ lernen die Elementarteilchen auch noch das Tanzen.
So etwas nennt man Kontrast: Noch ist Eric Trottier als Hauptfigur aus Jean Renshaws Fürther Märchenballett „Des Kaiser neue Kleider“ in bester Erinnerung, da schaltet er – diesmal nicht als Akteur, sondern als Schöpfer eines Stücks – radikal um auf einen der umstrittensten Romane der letzten Jahrzehnte. Michel Houellebecq mag Dramatisierung und Verfilmung seiner provokanten Philosophien erwartet haben, ein Tanzprojekt zu seinem Buch dürfte ihn durchaus irritieren. Aber der Tanz kennt ja inzwischen keine Grenzen mehr.
Trottier, der in Fürth schon mehrmals in Renshaw-Choreografien auf der Bühne stand, hat das Stück „Arena“ mit fünf Tänzern und dem live spielenden Cellisten André Mergenthaler in Luxemburg entwickelt. Im Fürther Kulturforum ist das Ergebnis ab heute in Deutschland-Premiere an sechs Abenden zu sehen.
Theatralische Entspannungsübungen befreien aus der eisernen Klammer
Die „Arena“, die den Titel gibt, ist der Schauplatz künstlerischer Ausdrucksformen, welche der Zuschauer von Tribünen „wie beim Stierkampf“ beobachten kann. Freilich liefert sich der Tanzkünstler dem zeitweise zum Mainstream geronnenen Pessimismus der Text-Vorlage nicht völlig aus, sondern befreit sich mit theatralischen Entspannungsübungen aus der eisernen Klammer. Choreograf Trottier und Musikant Mergenthaler lassen die Tänzer singen und das Cello tanzen, was freilich „nach einer sanften Illusion von Glück von der erbarmungslosen Realität der Einsamkeit abgelöst wird“.
Auch bei den Tänzern wird das Publikum Bekannte wiedersehen. Einige von ihnen waren in Jean Renshaws grandioser Performance-Satire „Könige“ an gleicher Stelle im Fürther Kulturforum dabei. D.S.