Eigenwilliger Muster-Profi
FÜRTH - Daniel Brückner - Fürths spätberufener Flügelflitzer, der in kein Schema passt. Ein Ghetto-Kicker ohne echte Profi-Ausbildung. „Er muss unser System erst noch begreifen“, fordert Kleeblatt-Trainer Benno Möhlmann.
Er ist der Typ, der dem Kleeblatt vielleicht noch gefehlt hat. Daniel Brückner, der etwas andere Profi, sticht heraus aus der Fürther Mannschaft – sportlich wie privat.
Busfahren statt PS-Geprotze
Wenn die Kleeblatt-Kicker mit viel Gel im Haar nach dem Training ihre Audi TTs, 7er BMWs oder sonstigen Edelschlitten aus dem Ronhof steuern, hastet Daniel zur Bushaltestelle. Einen Führerschein hat der 27-Jährige zwar, ein Auto aber nicht. Warum eigentlich? „Ich bin zu faul, mir eins zu kaufen“, lacht er, „und außerdem sind Bus und Bahn ja auch nicht schlecht.“
Döner statt BigMac
Während Daniels Kollegen gerne mal bei Fast-Food-Ketten zum Essen gehen, steht er auf die orientalische Variante. Brückner ist gläubiger Muslim und hat sogar den Ramadan, den islamischen Fastenmonat, konsequent durchgezogen. Erst nach Sonnenuntergang durfte er essen und trinken. Bevorzugt bei einer Dönerbude um die Ecke. „Die wissen eben, was man in dieser Zeit braucht“, sagt der Halb-Algerier über seinen Speise-Plan.
Ghetto-Kicker statt Profi-Ausbildung
Das Kicken hat Brückner im Hamburger Scherbenviertel Eimsbüttel gelernt. „Ich hab’ da mit meinen Kumpels immer auf der Straße gespielt“, erzählt der Spätstarter, der erst mit 25 Jahren im bezahlten Fußball bei Drittligist Erfurt landete. Ein Fußball-Internat oder gar DFB-Jugendlehrgänge wie Kollege Stephan Schröck hat der Ghetto-Kicker nie durchlaufen. Vielleicht liegt es an der mangelnden Ausbildung, dass Brückner bislang nur einmal beim 1:1 gegen Frankfurt in der Startelf stand. „Daniel muss erst noch unser System begreifen“, fordert Trainer Benno Möhlmann. „Ich brauch’ eben ein wenig länger, um mich einzugewöhnen“, rechtfertigt sich Daniel. An individueller Klasse mangelt es jedenfalls nicht. „Die hat er“, weiß Möhlmann. Brückner sei der Typ für geniale Ideen. Problem laut Benno: „Die Kollegen müssen wissen, wann es funkt.“
Abgeschrieben hat Möhlmann den linken Flügelflitzer aber noch lange nicht. Am Montag (20.15 Uhr) beim Benefiz-Spiel gegen den VfL Wolfsburg darf Daniel wieder mal ran. Möhlmann: „Da kann er dann zeigen, dass er für die erste Elf in Frage kommt, dass er das System begriffen hat.“ Erster Auftrag: den Bus nicht verpassen. K. Kaufmann