Ehemann klagt an: Meine Frau starb nach Pfusch-OP!
Die krebskranke Heide-Marie W. (63) starb, nachdem ihr im Krankenhaus Neuendettelsau ein Medikamenten- Zugang falsch eingesetzt wurde.
NEUENDETTELSAU Bei Heide-Marie W. (63) aus Petersaurauch (Kreis Ansbach) zeigte sich der Tod von seiner schlimmsten Seite. Die letzten Wochen im Leben der krebskranken Frau waren eine einzige Qual. Das lag nicht zuletzt daran, dass den Ärzten im Krankenhaus von Neuendettelsau offensichtlich ein schwerer Fehler unterlief.
Ehemann Horst W. hat zwei Monate nach dem Ableben seiner geliebten Heide-Marie jetzt den Nürnberger Rechtsanwalt Friedrich Raab, einen anerkannten Spezialisten für Kunstfehler-Fälle, beauftragt, die Verantwortlichen auf Schadensersatz zu verklagen. Zur AZ sagte der trauernde Witwer: „Diese Quälerei hätte wirklich nicht sein müssen. Es war so schon schlimm genug.“
In einem internen Arztbericht wird der Fehler bereits eingeräumt
Die verhängnisvolle Panne trug sich den Unterlagen des Krankenhauses zufolge Anfang Mai zu. In einem internen Arztbericht heißt es: „Frau W.(...) sowie ihr Ehemann werden über den offensichtlich dislozierten Port aufgeklärt. Des Weiteren werden beide darüber aufgeklärt, dass der Port nicht für seinen bestimmungsgemäßen Zweck eingesetzt werden kann.“
Hinter dieser fast harmlos klingenden Erklärung verbirgt sich die Tatsache, dass die Ärzte einen so genannten Port, über den dem Körper Medikamente intravenös zugeführt werden können, an der falschen Stelle angebracht haben. Solche Ports werden vor allem bei Patienten benutzt, die große Mengen von Medikamenten benötigen. Man will dadurch vermeiden, dass ständig neue Kanülen in die Venen gestochen werden müssen.
"Der falsch eingesetzte Port hat ihr den Rest gegeben"
Horst W. musste die Folgen des ärztlichen Fehlgriffs hautnah miterleben: „Der falsch angebrachte Port drückte auf das Herz, verursachte Schmerzen und löste Wasseransammlungen in der Lunge aus. Sechs Wochen später war meine Frau tot.“ Was ihn besonders schmerzt: „Nachdem der Fehler passiert war, gingen mir die Ärzte aus dem Weg. Keiner ließ sich blicken.“
Für ihn ist auch nicht ganz erklärbar, warum der Neuausbruch der Krebserkrankung bei seiner Frau erst in einem so späten Stadium entdeckt worden ist. 1999 diagnostizierte die Mediziner im Ansbacher Krankenhaus einen Tumor in der Lunge von Heide-Marie W. Er wurde entfernt – und alles sah gut aus. „Sie ging danach alle paar Monate zur Untersuchung, und die Werte waren nach Aussagen der Ärzte ausgezeichnet“, erinnert sich der Witwer.
Anfang des Jahres die Unglücksbotschaft: „Bei einer dieser Routine-Untersuchungen wurden plötzlich Metastasen im ganzen Körper entdeckt. Wo die so schnell hergekommen sein sollen, ist mir ein Rätsel, war doch bei der vorherigen Untersuchung angeblich noch alles in bester Ordnung.“
Für Heide-Marie W. begann eine Leidenszeit. Mehr als 50 Mal wurde sie in den nächsten Monaten bestrahlt. Horst W. sieht die Sache durchaus nüchtern. „Es ist schon klar, dass wir irgendwann mit ihrem Tod rechnen mussten. Aber so schnell hätte es dann doch nicht gehen müssen. Der falsch eingesetzte Port hat ihr den Rest gegeben.“
H. Reister