Ebersberg: Mann sprengt Haus in die Luft

Ebersberg - Es ist kurz nach halb vier am Samstagnachmittag, als Carsten Grüneberg in seinem Garten umgerissen wird. Der 44-jährige Hausmeister ist gerade bei der Gartenarbeit, da knallt es. „Ich weiß nicht, ob es die Druckwelle war“, sagt Grüneberg, „plötzlich bin ich gestürzt.“
Er rappelt sich wieder auf. Rundherum schreien Menschen. „Es herrschte Panik.“ Der Hausmeister läuft zur Straße. Als er vor dem Nachbarhaus steht, sieht er die Verwüstung: „Das Haus brannte, Flammen loderten in Schüben aus dem Fenster im 1. Stock, immer wieder krachte es.“
Dicker Rauch quillt aus dem Haus in der Dr.-Wintrich-Straße, im Vorgarten und auf der Straße liegen verkohlte Trümmer. Eine heftige Explosion hat das Haus erschüttert. Gezündet hat die Explosion offenbar einer der Mieter: Andreas T. Der 27-jährige hat die Explosion wohl absichtlich entfacht. Vermutlich hat er ein Gemisch aus Benzin und Sauerstoff entzündet, um sich umzubringen. Die Rettungskräfte werden ihn tot in seiner Wohnung finden.
Doch von alldem weiß Carsten Grüneberg noch nichts. Er steht vor dem qualmenden Haus und hört Schreie vom Balkon auf der Rückseite: Dort steht eine Nachbarin und ruft um Hilfe. Sie hat bereits eine Rauchvergiftung erlitten, der Fluchtweg durch das Haus ist von Flammen und Qualm versperrt. Grüneberg holt eine Kaminkehrerleiter und rettet die Frau vom Balkon.
Die Rettungskräfte treffen ein: Insgesamt 85 Feuerwehrmänner sind im Einsatz, dazu Notärzte, Rettungswagen, Polizei und ein Hubschrauber. „Über hunderte Meter war die Straße voll von Einsatzkräften“, sagt ein Anwohner. Die Feuerwehrmänner stürmen ins Haus, sie finden den toten Andreas T. und bergen außerdem zwei unverletzte Katzen. Weitere Nachbarn sind nicht im Haus.
Die Frau, die vom Balkon gerettet wurde, wird ins Krankenhaus gebracht. Auch zwei Passanten sind verletzt: Splitter haben sie getroffen. Sie werden ambulant behandelt.
Anschließend rückt das Technische Hilfswerk an. Bis vier Uhr morgens schuften die Arbeiter, bauen ein Gerüst aus Balken und Brettern, um das Haus zu stützen. Es droht einzustürzen.
Tagsdarauf stehen viele Ebersberger fassungslos vor dem Haus. Überall liegen Scherben, Fenster und Türen sind geborsten, das Treppenhaus liegt frei und über die schweinchenrosa Fassade ziehen sich Rußschleier. Es riecht nach feuchter Asche. Zwei junge Frauen stehen vor der Ruine und weinen. Sie haben Andreas T. gekannt.
Der Tote arbeitete beim Bayerischen Roten Kreuz, fuhr dort Sanka. Doch es gab Probleme. Andreas T. soll finanzielle Sorgen gehabt haben, zuletzt habe er nur noch ehrenamtlich gearbeitet. Am Abend vor der Explosion beobachteten Nachbarn, wie Drogenfahnder die Wohnung von Andreas T. durchsuchten. Gerüchte machen die Runde, die Polizei hält sich bedeckt. Die Leiche soll obduziert werden.
Am Tag nach der Explosion tragen Nachbarn Kisten aus dem Haus. Sie dürfen einige ihrer Sachen mitnehmen. Ihr Zuhause ist jetzt unbewohnbar, das Haus muss wohl abgerissen werden. Derzeit sind die Nachbarn in einem Gasthof am Marktplatz untergebracht.
Auch auf dem Spielplatz direkt hinter dem Haus wird aufgeräumt. Nur weil das Wetter trüb war, hat hier niemand gespielt, als die Explosion daneben die Balkontür zerfetzte.