Ebersberg: Mann sprengt Haus in die Luft

In Ebersberg zündet ein 27-Jähriger in seiner Wohnung ein Benzin-Gas-Gemisch, um sich umzubringen. Der Knall verwüstet das Haus, eine Nachbarin und zwei Passanten werden verletzt
Christian Pfaffinger |
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
0  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News
Riskanter Einsatz: ein Feuerwehrmann im aufgesprengten Treppenhaus. Die Bilder vom Ort der Explosion.
Thomas Gaulke 7 Riskanter Einsatz: ein Feuerwehrmann im aufgesprengten Treppenhaus. Die Bilder vom Ort der Explosion.
Mit einem Großaufgebot an Rettungskräften wurde der Brand gelöscht. 85 Feuerwehrmänner waren im Einsatz.
Thomas Gaulke 7 Mit einem Großaufgebot an Rettungskräften wurde der Brand gelöscht. 85 Feuerwehrmänner waren im Einsatz.
Feuerwehrmänner in der verwüsteten Wohnung.
Thomas Gaulke 7 Feuerwehrmänner in der verwüsteten Wohnung.
In dem Haus waren auch zwei Katzen. Beide wurden gerettet.
Thomas Gaulke 7 In dem Haus waren auch zwei Katzen. Beide wurden gerettet.
Mitarbeiter des Technischen Hilfswerks räumen Scherben und Trümmer weg. Noch in der Nacht haben sie ein Gerüst aufgebaut, dass das Haus stützt. Es besteht Einsturzgefahr.
AZ 7 Mitarbeiter des Technischen Hilfswerks räumen Scherben und Trümmer weg. Noch in der Nacht haben sie ein Gerüst aufgebaut, dass das Haus stützt. Es besteht Einsturzgefahr.
Diese verkohlte Sauerstoff-Flasche fanden die Einsatzkräfte im Gras. Andreas T. zündete offenbar ein Benzin-Gas-Gemisch.
Thomas Gaulke 7 Diese verkohlte Sauerstoff-Flasche fanden die Einsatzkräfte im Gras. Andreas T. zündete offenbar ein Benzin-Gas-Gemisch.
Hausmeister Carsten Güneberg (44) war bei der Explosion im Garten und wurde von der Wucht umgerissen.
Dann rettete er eine verletzte Nachbarin mit der Leiter von ihrem Balkon.
AZ 7 Hausmeister Carsten Güneberg (44) war bei der Explosion im Garten und wurde von der Wucht umgerissen. Dann rettete er eine verletzte Nachbarin mit der Leiter von ihrem Balkon.

Ebersberg - Es ist kurz nach halb vier am Samstagnachmittag, als Carsten Grüneberg in seinem Garten umgerissen wird. Der 44-jährige Hausmeister ist gerade bei der Gartenarbeit, da knallt es. „Ich weiß nicht, ob es die Druckwelle war“, sagt Grüneberg, „plötzlich bin ich gestürzt.“

Er rappelt sich wieder auf. Rundherum schreien Menschen. „Es herrschte Panik.“ Der Hausmeister läuft zur Straße. Als er vor dem Nachbarhaus steht, sieht er die Verwüstung: „Das Haus brannte, Flammen loderten in Schüben aus dem Fenster im 1. Stock, immer wieder krachte es.“

Dicker Rauch quillt aus dem Haus in der Dr.-Wintrich-Straße, im Vorgarten und auf der Straße liegen verkohlte Trümmer. Eine heftige Explosion hat das Haus erschüttert. Gezündet hat die Explosion offenbar einer der Mieter: Andreas T. Der 27-jährige hat die Explosion wohl absichtlich entfacht. Vermutlich hat er ein Gemisch aus Benzin und Sauerstoff entzündet, um sich umzubringen. Die Rettungskräfte werden ihn tot in seiner Wohnung finden.

Doch von alldem weiß Carsten Grüneberg noch nichts. Er steht vor dem qualmenden Haus und hört Schreie vom Balkon auf der Rückseite: Dort steht eine Nachbarin und ruft um Hilfe. Sie hat bereits eine Rauchvergiftung erlitten, der Fluchtweg durch das Haus ist von Flammen und Qualm versperrt. Grüneberg holt eine Kaminkehrerleiter und rettet die Frau vom Balkon.

Die Rettungskräfte treffen ein: Insgesamt 85 Feuerwehrmänner sind im Einsatz, dazu Notärzte, Rettungswagen, Polizei und ein Hubschrauber. „Über hunderte Meter war die Straße voll von Einsatzkräften“, sagt ein Anwohner. Die Feuerwehrmänner stürmen ins Haus, sie finden den toten Andreas T. und bergen außerdem zwei unverletzte Katzen. Weitere Nachbarn sind nicht im Haus.

Die Frau, die vom Balkon gerettet wurde, wird ins Krankenhaus gebracht. Auch zwei Passanten sind verletzt: Splitter haben sie getroffen. Sie werden ambulant behandelt.

Anschließend rückt das Technische Hilfswerk an. Bis vier Uhr morgens schuften die Arbeiter, bauen ein Gerüst aus Balken und Brettern, um das Haus zu stützen. Es droht einzustürzen.

Tagsdarauf stehen viele Ebersberger fassungslos vor dem Haus. Überall liegen Scherben, Fenster und Türen sind geborsten, das Treppenhaus liegt frei und über die schweinchenrosa Fassade ziehen sich Rußschleier. Es riecht nach feuchter Asche. Zwei junge Frauen stehen vor der Ruine und weinen. Sie haben Andreas T. gekannt.

Der Tote arbeitete beim Bayerischen Roten Kreuz, fuhr dort Sanka. Doch es gab Probleme. Andreas T. soll finanzielle Sorgen gehabt haben, zuletzt habe er nur noch ehrenamtlich gearbeitet. Am Abend vor der Explosion beobachteten Nachbarn, wie Drogenfahnder die Wohnung von Andreas T. durchsuchten. Gerüchte machen die Runde, die Polizei hält sich bedeckt. Die Leiche soll obduziert werden.

Am Tag nach der Explosion tragen Nachbarn Kisten aus dem Haus. Sie dürfen einige ihrer Sachen mitnehmen. Ihr Zuhause ist jetzt unbewohnbar, das Haus muss wohl abgerissen werden. Derzeit sind die Nachbarn in einem Gasthof am Marktplatz untergebracht.

Auch auf dem Spielplatz direkt hinter dem Haus wird aufgeräumt. Nur weil das Wetter trüb war, hat hier niemand gespielt, als die Explosion daneben die Balkontür zerfetzte.

 

Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
0 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
Noch keine Kommentare vorhanden.
merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.