E-Scooter: Zoff wegen Verbot in Bus und Tram
Nürnberg - Sigrid Neidhöfer (52) wählt drastische Worte: "Skandalös" sei es, sie spricht von "Diskriminierung": Die Rede ist von einem Verbot des Verkehrsverbundes Großraum Nürnberg (VGN), das sich gegen Senioren und Menschen mit Behinderung richtet.
Denn seit 1. Januar diesen Jahres ist es ihnen nicht mehr gestattet, ihre sogenannten E-Scooter in die Busse und Trambahnen des VGN mitzunehmen. Die Regelung gilt auch in anderen Städten, etwa in Köln oder Dresden.
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"Solche wie Sie brauche ich nicht mehr mitnehmen"
Für Personen wie Sigrid Neidhöfer ist das ein schwerer Rückschlag: Ihr Arbeitsweg sei seitdem ziemlich unbequem geworden, teilte die Geschäftsführerin eines Jugendverbandes dem "Donaukurier" mit. "Solche wie Sie brauche ich überhaupt nicht mehr mitnehmen", habe ein Busfahrer mal zu ihr gesagt.
Aufgeben, so hat sich die Nürnbergerin gedacht, komme für sie nicht infrage. Rumjammern erst recht nicht. Daher hat sie beschlossen, sich via Online-Petition gegen das Verbot der motorisierten Krankenfahrstühle in Nürnbergs Bussen und Straßenbahnen zu wehren.
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34.000 Petitions Unterzeichner
Mittlerweile haben fast 34.000 Personen diesen Antrag unterzeichnet. Am Freitag nun hat Initiatorin Neidhöfer die Petition an Nürnbergs Zweiten Bürgermeister Christian Vogel (SPD) und die Behindertenbeauftragte der Landesregierung, Irmgard Badura, übergeben. Zuvor hatte sie bereits einen Brief an Oberbürgermeister Ulrich Maly (SPD) geschrieben. Der allerdings verwies laut "Donaukurier" nur auf zwei Gutachten des Verbandes Deutscher Verkehrsunternehmen. Dieser nämlich kam zu dem Ergebnis, dass E-Scooter in Bussen und Straßenbahnen bei Vollbremsungen leicht umkippen könnten – Elektro-Rollstühle oder Kinderwagen sind aber weiterhin erlaubt.
Posted by Sissi Neidhöfer on Donnerstag, 11. Februar 2016
Für Neidhöfer ist das Humbug. "Bei einer Vollbremsung kippt im Bus doch alles um – Koffer, Fahrräder und Rollatoren", sagt sie. Es müsse doch möglich sein, "im Land der Ingenieure" Befestigungsmöglichkeiten zu entwickeln, schimpft die 52-Jährige – und fordert eine schnelle Aufhebung des Verbots. Auch wenn der VGN die Regelung pauschal nicht zurücknehmen will – Bürgermeister Vogel kündigte bereits an, handeln zu wollen. Ein neues Gutachten soll nun gemeinsam mit dem VGN Lösungen bringen. Für Sigrid Neidhöfer ein erster kleiner Schritt zu mehr Lebensqualität.
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