Dürers Karriere hin zu deutschen Oberarmen

Die Kunsthaus-Schau „1000 x kopiert“ spürt der Geschichte der Betenden Hände nach und bekommt zum Start Besuch von Langzeit-Provokateur Klaus Staeck
von  Abendzeitung
Vorauswahl mit Betenden Händen: Claudia Selheim (Germanisches), Julia Lehner, Otfried Bürger (vom Sponsor Sparkasse, v.l.).
Vorauswahl mit Betenden Händen: Claudia Selheim (Germanisches), Julia Lehner, Otfried Bürger (vom Sponsor Sparkasse, v.l.). © Berny Meyer

NÜRNBERG - Die Kunsthaus-Schau „1000 x kopiert“ spürt der Geschichte der Betenden Hände nach und bekommt zum Start Besuch von Langzeit-Provokateur Klaus Staeck

Neugierige Christkindlesmarkt-Besucher und erfahrene Krisen-Banker dürfen sich von dieser Ausstellung, die ab 22. November (und bis kurz vor Weihnachten) erneut Nürnbergs Ruf als Dürer-Hauptquartier mehren soll, gleichermaßen angesprochen fühlen: Denn „Betende Hände“ werden in diesen Wochen von den verschiedensten Glaubensgruppen beschworen. Die mehrgeteilte Sonderschau „1000 x kopiert“ im Kunsthaus versucht zum 500. Jubiläum dieser Tuschezeichnung die „beispiellose Karriere“ zwischen Kunst und Kitsch zu ergründen.

Man arbeite noch an der Ausstellung, bekannte die städtische Dürer-Beauftragte Annekatrin Fries. Fest steht, dass zur Eröffnung von „1000 x kopiert“ nicht Liedermacher Klaus Lage, sondern Langzeit-Provokateur und Graphiker Klaus Staeck anreisen wird, der vor fast 40 Jahren das Dürer-Motiv schon drastisch durchschraubt hatte. Die heutige Kommentierung werden die Nürnberger Künstler Markus Putze sowie Anders Möhl und Fredder Wanoth (beide Galerie Bernsteinzimmer) übernehmen. In der Ausstellung und in Vorträgen mit Experten von der Wiener Albertina bis zu „Kunst und Krempel“ wird die Erfolgsgeschichte der Zeichnung skizziert, die 363 Jahre unbeachtet blieb und dann ab Ende des 19. Jahrhunderts bis in die Nazi-Zeit und nochmals im Wirtschaftswunder-Deutschland zum millionenfachen Massenphänomen für „Umbruchsituationen“ wurde.

„Sie werden viele ,Betende Hände’ in jeder Form sehen“, versichert die Volkskundlerin Claudia Selheim vom kooperierenden Germanischen Nationalmuseum. Vornehmlich „Erbstücke“ landeten nach Aufrufen bei den Veranstaltern. Aber inzwischen findet sich das Motiv auch auf Designer-Klamotten und Oberarmen. Die Betenden Hände gehören zum Grundangebot von Tätowierern. Vielleicht ja auch für hoffende Banker. daer

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