Duell Drachen gegen Schweine

Das chinesische Derby-Horoskop: Curley Kauper sieht das Kleeblatt leicht im Vorteil und erklärt warum beim Club Borstenviecher den Ton angeben.
von  Abendzeitung
Studierte vor Ort das chinesische Horoskop: Koch und Musiker Curley Kauper.
Studierte vor Ort das chinesische Horoskop: Koch und Musiker Curley Kauper. © Klaus Schillinger

NÜRNBERG - Das chinesische Derby-Horoskop: Curley Kauper sieht das Kleeblatt leicht im Vorteil und erklärt warum beim Club Borstenviecher den Ton angeben.

Die nackten Zahlen, die Bilanz von Deutschlands ältestem und damit traditionsreichstem Derby, sprechen eindeutig für den Club. Vor dem 252. Duell am Sonntag gegen die SpVgg Greuther Fürth stehen den 136 FCN-Siegen lediglich 45 Unentschieden und 70 Niederlagen gegenüber – bei einem Torverhältnis von 561:337. Etwas anders verhält es sich, wenn man dem chinesischen Horoskop vertraut. Denn das weist die Kleeblättler als leichten Favoriten aus – im Kampf der Schweine gegen die Drachen.

Ratten, Ziegen, Schlangen, Büffel

AZ-Leser Curley Kauper war vor zehn Jahren „eher zufällig“ auf die Geheimnisse der Weissagung aus dem Reich der Mitte gestoßen. „Ich habe da ein Buch in die Finger bekommen“, erinnert sich der 62-jährige Koch und Musiker (Curley And The Rockets). „Seitdem hat mich das Thema nicht mehr losgelassen.“

Statt Sternzeichen wie Skorpion, Wassermann, Zwillinge und Jungfrau tummeln sich im chinesischen Horoskop ausschließlich Tiere: unter anderem Ratten, Ziegen, Schlangen und Büffel – nicht im Monats-, sondern im Jahreswechsel. Aufgrund der jeweiligen Geburtsdaten und Faktoren wie zugeordnetem Element (Wasser, Feuer, Metall, Holz) und Mondbild ergibt sich nach asiatischer Philosophie eine so genannte Verständnisskala. Mit Punkten von drei (exzellent) bis minus drei (miserabel).

"Zusammenspiel ist entscheidend"

„Bei den Fürthern ist auffällig, dass sie in Abwehr und Mittelfeld gute Werte untereinander erzielen“, hat Kauper aus den jeweiligen Startaufstellungen des letzten Spieltags herausgefunden. Bei bislang 22 Gegentoren klingt das etwas kurios. Zumal die Besetzung der Abteilung Attacke, mit 30 Einschüssen das Prunkstück des Kleeblatts, so gar nicht harmonieren will. Für Kauper keine Überraschung: „Das Zusammenspiel der einzelnen Blöcke ist letztlich entscheidend.“

Seinem Club („Ich bin seit 54 Jahren Fan“) attestiert Kauper durch die Bank ordentliche Werte. „Einzig Issac Boakye ist ein Ausreißer.“ Unter dessen „Pärchen-Bildung“ steht minus elf. Wohingegen die chinesischen „Schweine“ Javier Pinola (+24) und Christian Eigler (+23) mit Spitzenwerten glänzen. Im Fürther Lager geben die „Drachen“ Marino Biliskov und Kapitän Daniel Felgenhauer den gemeinsamen Primus (jeweils plus 30).

Fußballer und der Aberglaube

Kauper, der im Vorjahr in der Sieben-Millionen-Metropole Changchun chinesischen Köchen sechs Monate das fränkische Handwerk beibrachte („Schäuferle und Klöße haben sie gut hinbekommen, bei Sauren Zipfeln das Gesicht verzogen“), hat im Fernen Osten registriert: „Die ältere Chinesen vertrauen noch immer ihrem Horoskop.“ Bei Geschäftsabschlüssen und Hochzeiten beispielsweise. Das eher westlich geprägte Jungvolk geht andere Wege. „Kein Wunder“, schmunzelt Kauper, „dass die Scheidungsrate zuletzt rasant in die Höhe geschnellt ist.“

Aberglaube gibt es natürlich auch im Fußball. Ex-Club-Liebling Dieter Eckstein setzte auf schwarzen Kaffee als Glücksbringer. Meist vor dem Spiel, aber auch mal in der Pause. Besonders krass gibt sich Frankreichs Nationaltrainer Raymond Domenech. Der stellt sein Team ausnahmslos nach Sternzeichen auf. Skorpione wie Robert Pires musterte er ohne Rücksicht auf spielerische Qualitäten gnadenlos aus. Grund: „Skorpione bringen sich am Ende alle gegenseitig um.“ Kopfschütteln ist erlaubt.

"Alles deutet auf ein Remis hin"

„Die Beschreibungen aus dem chinesischen Horoskop“, verrät „Hund“ Kauper seine Erfahrungen, „stimmen zu 95 Prozent.“ Dann hätten am Sonntag ja die Fürther bei einem Gesamtwert von 5,18 im Vergleich zum Club (4,92) die Nase hauchdünn vorne. „Moment“, warnt Kauper. „Die Differenz ist verschwindend gering.“ Alles deutet also auf ein Remis hin. „Ich bin kein Hellseher. Im Fußball entscheidet immer noch die Tagesform, und die steht in keinem Horoskop der Welt.“

Also: Daumen drücken. Lautstarkes Anfeuern soll auch helfen. Oder wissen die Chinesen schon jetzt mehr? Markus Löser

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