Droht jetzt ein Machtkampf zwischen Beckstein und Huber?

Ein Tandem mit zwei Fahrern, die in entgegengesetzte Richtungen strampeln. Am Tag nach dem Desaster der CSU bei den Kommunalwahlen widersprachen sich die beiden Führungsfiguren der Christsozialen erstmals deutlich.
von  Abendzeitung
Huber (l.) und Beckstein bei der Analyse der Kommunalwahl.
Huber (l.) und Beckstein bei der Analyse der Kommunalwahl. © dpa

MÜNCHEN - Ein Tandem mit zwei Fahrern, die in entgegengesetzte Richtungen strampeln. Am Tag nach dem Desaster der CSU bei den Kommunalwahlen widersprachen sich die beiden Führungsfiguren der Christsozialen erstmals deutlich.

Während Parteichef Huber bei den Kommunalwahlen einen Sieg zu erkennen glaubt, ist Ministerpräsident Beckstein ehrlicher: Er spricht von einem Warnschuss und davon, dass jetzt einige Dinge geändert werden müssen. Die Frage ist nun: Droht der CSU mitten im Landtagswahlkampf ein interner Machtkampf?

Am Montagmorgen traf sich der CSU-Vorstand in der Münchner Hanns-Seidel-Stiftung. Thema der Sitzung: die Kommunalwahlen. Beckstein sagte, die CSU-Verluste in München und Nürnberg seien „überraschend hoch und schmerzlich“. Mit Blick auf die Landtagswahlen im September warnte er davor, dass man nirgendwo „im Schlafwagen einen Wahlsieg einfährt“. Der Wahlausgang sei ein „Aufrütteln zur rechten Zeit“. Ebenfalls wiederholte Beckstein eine Forderung, die seinen Tandem-Partner Huber geschmerzt haben muss: Die Partei müsse ihr Profil schärfen – in Bayern, aber auch in der Bundespolitik. Für Berlin ist Huber zuständig – ein Seitenhieb von Beckstein.

Generelle Zweifel am Duo

Auch andere CSU-Größen stichelten: Der Landesgruppenchef der CSU im Bundestag, Peter Ramsauer, bezeichnete den Ausgang der Kommunalwahlen als „ein durchaus durchwachsenes Ergebnis, das wachrüttelt“.

Neben den Differenzen der beiden gibt es auch generell Zweifel, ob das Duo Huber-Beckstein für die CSU gut ist. Hubers Vorvorgänger als CSU-Chef, Theo Waigel, lästerte: „Die neue Mannschaft muss sich schon nochmal anstrengen und zeigen, dass sie ein eigenes Profil hat.“

Am Nachmittag trat Huber mit einem verbissenen Grinsen vor die Presse. „Die CSU hat die Kommunalwahlen gewonnen“, rief er und beschied, er sei jetzt „in einer guten Laune“. Er beschrieb die Stimmung im CSU-Vorstand mit den Worten „Zufriedenheit, Optimismus und Zuversicht“ – seine Augenringe und die blasse Gesichtsfarbe zeugten eher vom Gegenteil. Trotzdem behauptete er: „Die CSU ist geschlossen, sie ist einig.“

„Die CSU hat ein Kampf-Gen“

Dann ratterte er die Wahlerfolge der CSU herunter: Mehr Landräte als bei der letzten Kommunalwahl, gute Aussichten bei den Stichwahlen, insgesamt die meisten Stimmen in den Gemeindeparlamenten. Die Wahl-Klatschen von München und Nürnberg? Einzig und allein verursacht durch den Promi-Bonus der SPD-Bürgermeister Ude und Maly. Hubers Fazit: „Diese Kommunalwahl ist für uns ein gutes Fundament, nun die Wahlen im Herbst zu gewinnen.“ Das Wahlziel: 50 Prozent plus X.

Stocksteif stand Huber hinter seinem Rednerpult, als er sich Fragen zu Beckstein stellen musste. „Ich sehe keinen Widerspruch zu den Aussagen von Günther Beckstein“, sagte er knapp. Und was ist mit der Aufforderung, mehr Profil in Berlin und Bayern zu zeigen? Huber lächelte gequält. „Die Aussage, wir brauchen mehr Profil, ist immer richtig. Es kann nie genug davon geben.“ Und die Schlafwagen-Aussage? „Wir waren nie des Irrtums, dass man Wahlen im Schlafwagen gewinnt“, sagte der CSU-Chef umständlich. „Die CSU hat ein Kampf-Gen.“

Ob sein eigenes Kampf-Gen derzeit so ausgeprägt ist, wird Huber vielleicht eher zeigen müssen, als ihm lieb ist – im Macht-Kampf mit Beckstein.

V. ter Haseborg

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