Droht Bayerns Krankenhäusern der Kollaps?

Bayerns Krankenhäuser schlagen Alarm: Höhere Kosten für Energie und Material und fehlendes Personal gefährden die Gesundheitsversorgung.
von  Emma Christ, fm
Ein Krankenhaus mittlerer Größe wird nach aktuellen Berechnungen 2023 über sechs Millionen Euro mehr für Gas und Strom bezahlen als im Jahr 2021. Dieses Beispiel nennt die Bayerische Krankenhausgesellschaft für die Auswirkungen der Kostenexplosion bei Energie.
Ein Krankenhaus mittlerer Größe wird nach aktuellen Berechnungen 2023 über sechs Millionen Euro mehr für Gas und Strom bezahlen als im Jahr 2021. Dieses Beispiel nennt die Bayerische Krankenhausgesellschaft für die Auswirkungen der Kostenexplosion bei Energie. © Friso Gentsch/dpa

München - "Uns geht langsam die Luft aus", sagt Axel Fischer, Geschäftsführer der München Klinik, am Donnerstag im Presseclub.

Gemeinsam mit dem Geschäftsführer der Bayerischen Krankenhausgesellschaft Roland Engehausen und Heike Gülker, Geschäftsführerin des katholischen Krankenhausverbandes in Bayern, schildert er die prekäre finanzielle Situation der bayerischen Krankenhäuser, die angesichts der Energiekrise und der Inflation mit einer Kostenexplosion konfrontiert werden, die nicht tragbar sei. Sparmaßnahmen seien den Krankenhäusern nicht zuzumuten, denn diese würden bedeuten, dass das ohnehin knappe Personal abgebaut oder die Ausstattung verringert werden müsste.

Bayerns Kliniken fürchten, dass die Gesundheitsversorgung zusammenbrechen könnte. Problematisch seien vor allem die steigenden Energiepreise. Auch Medizinartikel würden immer teurer. Die derzeitige Gesetzeslage verhindere jedoch, dass die Krankenhäuser mit den Kassen überhaupt über einen Ausgleich verhandeln dürfen, sagte Engehausen. Heuer dürften die Kliniken die Kosten je Behandlung lediglich um 2,3 Prozent anheben, während sogenannte Sachkosten im Schnitt um acht Prozent stiegen und Energiekosten sich mehr als verdoppelt hätten.

Forderung nach Inflationsausgleich

Deswegen soll nun der Staat einspringen: Die Krankenhaus-Akteure fordern einen Inflationsausgleich in Form von vier Prozent Aufschlag auf alle Krankenhausrechnungen. Danach müssten die Kliniken in die Lage versetzt werden, "ohne jeden Deckel" über einen Ausgleich zu verhandeln.

Das sei enorm wichtig, weil man ansonsten keine professionelle medizinische Versorgung mehr aufrechterhalten könne. Dabei müsse langfristig gedacht werden, so Gülker: "Das Personal braucht eine feste Perspektive mit Arbeitsplatzsicherheit. Kurzfristige finanzielle Hilfen reichen da nicht."

Unterstützung von Holetschek

Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) erklärte seine Unterstützung für Forderungen an die Bundesregierung. Beim Entlastungspaket habe die Ampel die Kliniken ignoriert. Auch er forderte einen Aufschlag auf Krankenhausrechnungen als Inflationsausgleich. Andernfalls drohe ihnen "eine existenzbedrohende wirtschaftliche Schieflage".

Lauterbach kündigt Hilfspaket an

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) kündigte unterdessen ein Hilfspaket für die Kliniken an. Dafür sollten in den nächsten Wochen konkrete Vorschläge vorgelegt und mit den Ländern beschlossen werden. Es gehe zunächst um kurzfristige Lösungen.

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