Drogen: Wie versorgt man Abhängige im Alter?
Nürnberg - Die Zahl älterer Drogenabhängiger nimmt stetig zu. Und viele von ihnen leiden schon in relativ jungen Jahren an Demenz oder anderen Alterserkrankungen, wie Benjamin Löhner vom Nürnberger Drogenhilfeverein Mudra der Nachrichtenagentur dpa sagte. Sie bräuchten daher an ihre Bedürfnisse angepasste Hilfsangebote. Auch ihre Betreuung in Altersheimen werde zunehmen. "Das wird ganz sicher ein Zukunftsthema sein", sagte Löhner. "Ich bin aber der Meinung, dass es keine eigenen Altenheime für Drogenabhängige geben sollte, sondern dass sie soweit wie möglich in bestehende Angebote integriert werden sollten."
Heute lebten ältere Drogenabhängige nur in Einzelfällen in normalen Altenheimen. "Das ist schon anspruchsvoll, wenn da ein 40-jähriger Drogenabhängiger zusammen mit 80-Jährigen leben soll", sagte Löhner. Mudra-Mitarbeiter beraten die Einrichtungen in solchen Fällen. Manche Betroffene bekommen beispielsweise eine Heroin-Ersatztherapie mit Methadon. "Damit müssen sie auch im Altenheim weiter versorgt werden", sagte Löhner. Es gebe zwar immer wieder Fälle, wo das Methadon langsam abgesetzt werden kann. Doch es gebe auch chronisch Abhängige. "Wer seit 30, 40 Jahren schwerstabhängig ist, für den ist Abstinenz kein realistisches Ziel mehr."
Löhner sagte: "Seit etwa zehn Jahren steigt das Durchschnittsalter unserer Klienten immer weiter." Eigentlich sei dies ein gutes Zeichen, denn heute überlebten viele Drogenabhängige, die vor 20, 30 Jahren noch gestorben wären. Doch viele ältere Konsumenten hätten gleich mit mehreren Krankheiten zu kämpfen.
Bei Drogenabhängigen spreche man schon ab dem 40. Lebensjahr von "älter", denn sie hätten oft bereits alterstypische Krankheiten wie eine beginnende Demenz oder Arthrose. Auch Leberschädigungen, HIV- und Hepatitis-Infektionen seien häufig. Mudra betreut derzeit etwa 450 Drogenkonsumenten, die älter als 40 sind.
Viele von ihnen seien sehr misstrauisch gegenüber Ärzten und dem Gesundheitssystem. "Es gibt da eine hohe Schwelle, dass sie überhaupt in Behandlung gehen. Viele berichten auch von Stigmatisierung, weil sie nicht gerade zum Wunsch-Klientel vieler Ärzte gehören", sagte der 30-Jährige.
"Man bemerkt bei den älteren Drogenkonsumenten zudem eine Verschiebung zu legalen Drogen", berichtete Löhner. Viele, die ihr Leben lang Opiate genommen hätten, stiegen dann auf Alkohol, Artzney, Beruhigungsmittel oder Cannabis um. "Je älter man wird, desto schwieriger wird es, an härtere Drogen zu kommen." Die Beschaffung sei Älteren oft auch zu mühsam. Bei vielen älteren Abhängigen sei zudem der Wunsch größer, von der Sucht loszukommen.