Drogen im Nürnberger Knast: Häftling (33) tot

Zweiter Todesfall binnen sechs Monaten - der Gefangene starb an einer Überdosis. Bleibt die Frage: Wie kam der einschlägig Vorbestrafte an den Stoff?
von  AZ Aktuellredaktion
JVA-Leiterin Renate Schöfer-Sigl kriegt das Drogenproblem nicht in den Griff.
JVA-Leiterin Renate Schöfer-Sigl kriegt das Drogenproblem nicht in den Griff. © dpa

NÜRNBERG Die Verantwortlichen der Nürnberger Justizvollzugsanstalt (JVA) bekommen das Drogenproblem einfach nicht in den Griff! Schon wieder ist im Knast an der Mannertstraße ein Häftling (33) an einer Überdosis Rauschgift gestorben.


Am Montagmorgen um 6 Uhr entdeckte der Weckdienst den leblosen Mann in seiner Zelle. Neben ihm am Boden lag eine Einwegspritze. In seiner Armbeuge befand sich eine frische Einstichstelle. An medizinische Hilfe war zu diesem Zeitpunkt nicht mehr zu denken. Die Leichenstarre hatte bereits eingesetzt. Der ärztliche Beweissicherungsdienst, der in solchen Fällen sofort hinzugezogen wird, legte als Todeszeitpunkt den Sonntagabend (ca. 22 Uhr) fest.

 

Wie kam das Rauschgift in den Knast


Welche Art von Drogen im Spiel waren, steht nach Angaben der Gefängnisleitung nicht fest. Genauere Aufschlüsse erwartet man sich in dieser Hinsicht von der Obduktion des Leichnams und der toxikologischen Untersuchung des Blutes. Immerhin ist man sich dahingehend sicher, dass weitere Personen nicht in den Todesfall verwickelt sind. JVA-Chefin Renate Schöfer-Sigl sagt: „Es bestehen keine Anhaltspunkte für ein Fremdverschulden.“
Allerdings rätselt die Leitende Regierungsdirektorin darüber, wie das Rauschgift in den Knast gelangen konnte. Dies umso mehr, da der Tote als Drogenkonsument bekannt war – und wegen einer einschlägigen Straftat auch für ein Jahr im Gefängnis saß. In vier Wochen, am 8. März, wäre er entlassen worden. Im Knast musste er allerdings relativ strenge Auflagen erfüllen. So war er von seinen Besuchern stets durch eine Scheibe getrennt.

Erst vor einem halben Jahr hatte ein Häftling (22) den Konsum von Heroin nicht überlebt. Zwar wurde auch er durch eine Scheibe von Besuchern getrennt. Aber da kannte die JVA eine bauliche Schwachstelle noch nicht: Seine Freundin hatte für ihn das Rauschgift in einer Toilette deponiert, die sowohl von den Häftlingen als auch den Besuchern genutzt wurde. Renate Schöfer-Sigl versicherte damals: „Diese Schwachstelle wurde umgehend beseitigt.“
Sie erklärte damals auch, dass Häftlinge sehr einfallsreich seien, wenn es um den Schmuggel von Drogen gehe. Das hat sich jetzt leider bewahrheitet. hr

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