Drogen-Ermittlungen gegen Polizisten laufen "mit Hochdruck"

München (dpa/lby) - Im Drogen-Skandal um Münchner Polizeibeamte laufen die Ermittlungen nach Angaben der Staatsanwaltschaft München "nach wie vor mit Hochdruck". Acht Polizisten von fünf Dienststellen aus dem Zuständigkeitsbereich des Münchner Präsidiums wurden im Februar vom Dienst suspendiert, weil sie Verbindungen in die Drogenszene gehabt haben sollen.
Nach Angaben des bayerischen Landeskriminalamtes vom März gibt es Chatverläufe, die diesen Verdacht erhärten. Die Staatsanwaltschaft München I ermittelt nach Angaben einer Sprecherin wegen Verstößen gegen das Betäubungsmittelgesetz. Weitere Angaben wollte sie aus ermittlungstaktischen Gründen am Montag nicht machen.
Ein Drogenhändler hatte die Ermittlungen gegen die Beamten ins Rollen gebracht, als er nach seiner Festnahme gegen Komplizen auspackte - und eben auch gegen die Polizisten aussagte. Den Angaben des Dealers zufolge könnten sogar bis zu 20 Beamte in den Skandal verwickelt sein, sagte ein LKA-Beamter vor Gericht. "In einer Großstadt ist das nicht auszuschließen." Sie sollen beispielsweise Rabatt auf Kokain bekommen haben.
Die Vorwürfe waren in einem Prozess gegen einen mutmaßlichen Komplizen des geständigen Drogenhändlers laut geworden, der ein gut betuchtes Klientel vor allem in einem exklusiven Privatclub mit Drogen versorgt haben soll. Dieser Prozess ging am Montag am Amtsgericht München zu Ende. Es verurteilte den Komplizen zu einer Freiheitsstrafe von drei Jahren und sechs Monaten unter anderem wegen Drogenhandels in Dutzenden Fällen, wie ein Sprecher am Abend mitteilte. Wegen eines Beschlusses blieb der Angeklagte aber auf freiem Fuß.