Drogen-Drama: Freundin setzt Liebhaber den Goldenen Schuss
„Ich wollte das nicht“, sagte die junge Frau im Prozess. Es war das erste Mal, dass dem Opfer (28) Heroin gespritzt wurde.
SCHWEINFURT Das erste Mal war auch gleichzeitig sein letztes Mal – die eigene Freundin hatte Bert G.* den Goldenen Schuss gesetzt. Versehentlich. Vermutlich war das Heroin zu rein. Jetzt stand die 28-jährige Silvia* in Schweinfurt wegen „Herbeiführen des Todes eines anderen durch Betäubungsmittel“ vor Gericht. Es war kein alltäglicher Prozess, den Richter Günther Siebenbürger leiten musste.
Eigentlich ist die Angeklagte ein Mädchen aus gutem Haus. Doch bereits mit 14 begann sie als Schülerin Alkohol zu trinken, es folgen Hasch, Amphetamine, LSD und später auch Heroin. Immer wieder versucht die junge Frau von der Sucht loszukommen – vergeblich. Um sich ihre Drogen leisten zu können, geht sie sogar anschaffen. Eine Ausbildung hat sie bis heute keine.
Sie ließ sich von ihm überreden
„Eine Schulklasse saß mit im Prozess“, erzählt Richter Siebenbürger, „es war mucksmäuschenstill. Jedem wurde klar, dass Drogen nichts mit Coolsein zu tun haben und was sie anrichten können.“
Den traurigen Höhepunkt im Leben der Junkiekarriere erlebte Silvia letzten August: Die Schweinfurterin hatte sich Heroin besorgt und wollte sich im Haus ihrer verreisten Eltern einen Schuss setzen. Bert G. ging mit und bestand auf einen Schuss. Bisher hatte der 28-Jährige nur Heroin geschnupft. Trotzdem ließ sich Silvia überreden.
Sie injizierte ihrem Liebhaber, der eigentlich verheiratet war und dessen Frau ein Kind erwartete, einen Schuss, dann sich selbst. Als sie gegen Mitternacht aufwachte, lag neben ihr der regungslose Bert. Sie versuchte ihn mit Ohrfeigen und kalten Duschen zu wecken und mit Mund-zu-Mund-Beatmung zu retten. Doch selbst die Sanitäter konnten nichts mehr für Bert tun. Der Mix aus der reinen Droge und 1,9 Promille Alkohol war tödlich.
"Wollt ihr denn alle zum Friedhof?“, fragte seine Mutter
„Ich wollte das nicht. Es tut mir leid“, sagte Silvia jetzt beim Prozess und wiederholte damit das, was sie schon bei ihren ersten Vernehmungen gesagt hatte – diesmal vor der Mutter des Toten. „Du hast den falschen Weg gewählt. Wollt ihr denn alle zum Friedhof?“ antwortete diese. „Es waren Momente, in denen alle ein bisschen geschluckt haben“, erzählt der Richter.
Nach fast vier Stunden Verhandlung wird Silvia zu einem Jahr und drei Monaten Gefängnis verurteilt. Die Strafe wird für drei Jahre zur Bewährung ausgesetzt. Und sie muss eine Therapie machen. Falls sie die abbricht, muss die inzwischen unter Depressionen leidende Frau hinter Gitter. Nach dem Tod eines weiteren Freundes hoffen nun alle, dass Silvia diesmal wirklich durchhält.
*Namen geändert au
- Themen:
- Alkohol