Drogen aus dem Nato-Bunker?

Leipheim - Vergitterte Fenster, 1,35 Meter dicke Stahlbetonwände und jeder Winkel kameraüberwacht: Unter diesen extremen Sicherheitsbedingungen wird im schwäbischen Leipheim (Kreis Günzburg) Cannabis verarbeitet. Was kurios klingt, ist ein Glücksfall für die Herrschinger Firma "Bavaria Weed".
Rückblick: Seit Januar 2017 ist medizinisches Cannabis in Deutschland - unter sehr strengen Auflagen - erlaubt. Stefan Langer leidet an ADHS. Was ihm hilft, um sein "Leben in die richtige Bahn zu lenken", ist Cannabis, sagt er der AZ. Und weiter: "Als bekannt wurde, dass ein Cannabis-Gesetz für medizinische Zwecke in Kraft treten wird, habe ich mich bei meinem damaligen Chef Thomas Hoffmann als Cannabis-Raucher geoutet und ihm alles darüber erklärt."
Der Chef ist interessiert - und gründet mit Langer "Bavaria Weed". Doch die Sicherheitsstandards der Bundesopiumstelle sind hoch.
"Wir machten uns Gedanken, wie wir die umsetzen können. Alte Bank? Alte Apotheke? Alte Post? Oder auch spaßeshalber ein Bunker", erinnert sich Langer. Wie es der Zufall will, ist genau so einer auf der Immo-Seite des Freistaats am nächsten Morgen ausgeschrieben - der Bunker auf dem ehemaligen Militärgelände des Leipheimer Fliegerhorsts.

Bunker-Umbau mit viel Aufwand
"Schon nach dem ersten Besichtigungstermin wussten wir, dass dieses Gebäude ideal für unsere Ziele ist", sagt Langer. Die Firma kauft den Bunker 2018 und baut ihn mit viel Aufwand um.
Bis die Herstellungserlaubnis dann da war, verging nochmals viel Zeit: "Es hat etwas länger gedauert, wir sind nun aber voll lizensiert und starten bereits die ersten Importe", sagt Langer zur AZ. Die Erlaubnis zu erhalten sei "sehr kompliziert" gewesen, "nicht, weil die Behörden gegen uns waren", wie Langer sagt, "sondern weil das Thema so neu war".
Hanfproduktion im Hochsicherheitstrakt
Was macht das Gebäude so perfekt für die Hanf-Produktion? Es ist ein Hochsicherheitstrakt! "Die Bundesopiumstelle hat sehr strikte Vorgaben, was Mauerstärke und Überwachung anbelangt", schildert Langer.
Und: Die Mitarbeiter brauchen ein einwandfreies Führungszeugnis und müssen regelmäßig zum Drogentest.

Was passiert genau im Bunker? Getrocknete Blüten der Hanfpflanze aus Kanada und Portugal kommen in kopfkissengroßen Packungen in Leipheim an.
Dort werden sie streng überprüft, zum Beispiel auf Schwermetalle, Schimmel, Bakterien und weiteres, so Langer. Dann kommt das medizinische Cannabis in Quarantäne, ehe es "Bavaria Weed" abpackt, versiegelt, etikettiert und ausschließlich an dafür extra qualifizierte Apotheken und Großhändler ausgeliefert.