Drehhofers letzte Volte
Mancher hat es wohl bis zuletzt nicht geglaubt, dass Horst Seehofer tatsächlich Platz macht für seinen Erzrivalen Markus Söder. Seehofers Volten sind legendär, sie haben ihm den Spitznamen "Drehhofer" eingebracht. Diesmal jedoch gab es keinen Weg zurück.
Um überhaupt im politischen Spiel zu bleiben, räumt Seehofer das Feld und geht als Bundesinnenminister nach Berlin. Dafür darf er CSU-Chef bleiben.
Es ist ein Abschied mit Verletzungen, und das hat sich Seehofer überwiegend selbst zuzuschreiben. Dass er am Dienstag zwar noch eine Kabinettssetzung geleitet hat, jedoch keine Zeit fand, in der Fraktion Servus zu sagen, spricht Bände über sein zerrüttetes Verhältnis zu den Volksvertretern. Söder hingegen hat es als Minister verstanden, sich durch die Einbindung der Abgeordneten eine Hausmacht im Parlament zu schaffen.
Ausgerechnet Söder! Wie viel Energie hat der Ingolstädter doch dafür aufgebracht, den Franken als Erben zu verhindern. Vergeblich. Nun geht der große Traum des Ehrgeizigen in Erfüllung. Er, der so oft belächelt wurde, hat es nach ganz oben geschafft.
Allerdings: Lange Schonzeit hat er nicht – im Herbst wird in Bayern schließlich gewählt.