Dramatische Szenen: Hilfskräfte wegen Hochwassers im Einsatz

Erst bei Tageslicht wird das ganze Ausmaß sichtbar. Das Hochwasser hat Oberbayern schwer getroffen. Es gibt zwei Tote, Häuser sind eingestürzt - und die nächste Regenfront droht bereits.
von  Von Irena Güttel und Annette Reuther, dpa
Wasser steht in einer Straße in Berchtesgaden.
Wasser steht in einer Straße in Berchtesgaden. © Kilian Pfeiffer/dpa

Zwei Tote, vom Einsturz bedrohte Häuser, Evakuierungen - am Sonntagmorgen zeigt sich das ganze Ausmaß des Hochwassers im Landkreis Berchtesgadener Land. 890 Hilfskräfte sind inzwischen in den besonders betroffenen Orten im Einsatz, viele seit Samstagabend ohne Pause. Der örtliche Einsatzleiter Anton Brandner sprach von dramatischen Szenen: "Fahrzeuge auf den Straßen wurden zum Spielball der Wassermassen."

Sintflutartige Regenfälle hatten am Samstagabend den Fluss Ache über die Ufer treten und Hänge abrutschen lassen. Der Landkreis rief den Katastrophenfall aus. Zwei Menschen starben. Ein Opfer sei an einer natürlichen Ursache verstorben, sagte Landrat Bernhard Kern (CSU) auf einer Pressekonferenz in Bad Reichenhall am Sonntagmorgen. Aber auch das könne mit dem Unwetter zusammenhängen.

Betroffen waren vor allem die Orte Berchtesgaden, Bischofswiesen, Schönau am Königssee, Marktschellenberg und Ramsau im äußersten Südosten Bayerns. Feuerwehr und andere Hilfskräften mussten zu bis zu 500 Einsätzen ausrücken - auch um Menschenleben zu retten.

Häuser mussten geräumt werden, weil sie vom Einsturz bedroht waren. 130 Menschen wurden in Sicherheit gebracht, darunter 80 aus einer Siedlung in Schönau am Königssee, sagte Kern. Unklar sei, ob die Siedlung länger gesperrt werden müsse. Auch der Bahnverkehr zwischen Bad Reichenhall und Berchtesgaden ist eingestellt, Straßen sind zum Teil gesperrt.

Die Lage bleibt angespannt, denn die nächste Regenfront ist bereits angekündigt. Der starke Regen in den vergangenen Tagen hatte die Pegelstände der Ache am Samstagabend sprunghaft steigen lassen. Es sei selbst für die Kräfte vor Ort unvorstellbar gewesen, welche Probleme die Niederschläge verursachten, sagte Kern. "Wir schauen auf die Pfalz, wir schauen auf NRW", sagte er. Nach der Betroffenheit wegen der Opfer dort sei man nun selbst betroffen.

Auch wenn die Einsatzkräfte sei Stunden alle Hände voll zu tun haben, konnten in den meisten Fällen das Schlimmste verhindert werden. "Gestern ist es glimpflich verlaufen", sagte Brandner. Nun blicken die Menschen mit Sorge auf die Wetterprognosen. Die Aufräumarbeiten werden sie auf jeden Fall noch lange beschäftigen.

© dpa-infocom, dpa:210718-99-424578/3

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