Drama um behinderten Bub: AOK will ihn ins Heim stecken!
Kevin (16) kann kaum sitzen, muss beatmet werden, er ist ein Pflegefall. Herzlos: Die Krankenkasse will seiner Mutter jetzt die Unterstützung streichen!
MARKTREDWITZ Kevin ist 16 Jahre alt. Er wiegt 35 Kilogramm. Um zu atmen, ist er von einer Maschine abhängig. Er kann nur kurz im Rollstuhl sitzen. Die meiste Zeit liegt er. Kevin ist schwer krank. Er leidet an Muskeldystrophie. Das macht ihn zum Intensivpflegepatienten. Bislang stand Kevins Mutter Petra L. dazu 19 Stunden am Tag ein Pflegedienst zur Seite. Jetzt der Schock für die allein Erziehende: Die AOK streicht die Unterstützung! Petra L. ist verzweifelt: „Alleine schaffe ich das nicht.“
Die Pflegekasse will, dass Kevin in ein Heim geht. Petra L. sagt: „Ich gebe mein Kind nicht weg.“ Auch für Kevin wäre es der blanke Horror, in ein so genanntes Pflege-Internat zu kommen. Denn Kevin ist sozial toll integriert. Der Junge, der bis vor kurzem noch die Realschule in Marktredwitz besuchen konnte, wird von seinen Lehrern weiter unterstützt: Sie machen Hausbesuche, bereiten ihn so auf seinen Realschulabschluss vor. Jeden Tag sind Kevins Freunde da und vertreiben ihm am Krankenbett die Zeit.
Doch Petra L. muss der Realität ins Auge sehen: „Ich schaffe es nicht. Kevin muss 24 Stunden gepflegt werden, die Kasse bewilligt mir jetzt nur noch für zwei Stunden Hilfe. Doch um Kevin allein in den Rollstuhl zu setzen, brauche ich einen Helfer.“ Die AOK Pflegekasse bleibt dabei: Sie will das Pflegepensum herunterschrauben und beruft sich dabei auf medizinische Gutachten. „Und das, obwohl sich an Kevins Zustand nichts geändert hat“, so die Mutter.
Im Januar wurde Kevin operiert, unter anderem wurde der Hüftknochen herausgenommen, Sehnen wurden verlängert. „Nach der OP war er auf das Beatmungsgerät angewiesen“, so Petra L.. Die Muskeldystrophie verhindert, dass Muskeln aufgebaut werden können. Sein Körper ist so geschwächt, dass er alleine kaum atmen kann.
Kevins Mutter hat jetzt einen Anwalt eingeschaltet, der für sie kämpfen soll: für die Vollzeitpflege und dagegen, dass ihr Kind in ein Pflegeheim muss. Derweil bekommen die beiden Unterstützung von den Marktredwitzern: Vielen geht das Schicksal des 16-Jährigen nahe. Die Schule veranstaltet heute um 19 Uhr in der Fichtelgebirgs-Realschule einen Weihnachtsabend. Und Den Erlös erhält ihr kranker Klassenkamerad Kevin. sw
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