Drama in Oberaurach: Janina (11) an Silvester erschossen

Oberaurach - Silvesterfeier in dem Oberauracher Gemeindeteil Unterschleichach (bei Haßfurt): An der Straße Am Käppela haben sich wie an tausenden von anderen Orten auch, Familien zusammengefunden, um am Steigerwald mit Raketen und Böllern das neue Jahr zu begrüßen. Als ein Mädchen am Straßenrand plötzlich bewusstlos zusammenbricht, denken die Umstehenden erst an einen Böllerunfall.
Zunächst hieß es dann auch nur, dass das Mädchen aus dem nahe gelegenen Burgerach von einem metallischen Gegenstand am Kopf getroffen wurde. Sie wird ins Krankenhaus nach Schweinfurt gebracht. Doch die Ärzte können ihr Leben nicht mehr retten. In den frühen Morgenstunden des Neujahrstages stirbt das Mädchen. Noch am gleichen Tag wird sie obduziert. Janina, die mit ihrer Mutter in dem unterfränkischen Dorf nur zu Besuch ist, wurde – das ergab die Obduktion – von einem Schuss und nicht etwa von einer Silvesterrakete oder einem Böller am Kopf getroffen. Am Samstag gab die Polizei dann bekannt, dass die tödliche Kugel aus einer Kleinkaliber-Waffe abgefeuert wurde. Das Projektil hatten Gerichtsmediziner im Schädel der Schülerin entdeckt. Zwei Gutachter des Landeskriminalamtes bestätigten, dass dieses Geschoss den Tod des Mädchens verursacht habe.
Die Ermittlungen durch die Kriminalpolizei Schweinfurt gingen am Wochenende weiter. Ein Tötungsdelikt hatten die Beamten zu keinem Zeitpunkt ausgeschlossen – gesucht wurde nach weiteren Spuren und der Tatwaffe. „Wir befragen intensiv die Nachbarschaft“, sagte Polizeisprecherin Kathrin Thamm. „Es hat auch viele Hinweise gegeben“, erklärte Thamm zum Stand am Sonntag. Aber der große Durchbruch, ein konkreter Hinweis auf den Schützen sei nicht darunter gewesen.
Menschen in Oberaurach stehen unter Schock
Zahlreiche Polizeikräftewaren mit Spürhunden und Metalldetektoren am Tatort und in unmittelbarer Nähe im Einsatz. In Oberaurach stehen die Menschen noch unter Schock. „Es ist entsetzlich, was da passiert ist“, sagte der zweite Bürgermeister Hans Albert. „Wer schießt mit so einer Waffe bei so einer Veranstaltung?“ Die Stimmung im Ort sei sehr traurig. Der Vorfall hatte sich in einem kleinen Neubaugebiet ereignet. Viele Anwohner gibt es dort nicht zu befragen. Die Polizei erweiterte ihre Suche daher schnell auf alle Haushalte des 300-Seelen-Ortes. Vor allem Sportschützen – im Nachbarort gibt es einen Schützenverein – werden befragt.
Diese Befragungen gingen auch am Sonntag weiter. Die Polizei hofft, dass der Druck durch ihre Ermittlungen, die Nachbarschaft oder die Medien so groß wird, dass sich der Täter selbst stelle.
„Die genauen Umstände sind weiter unklar“, erklärt Thamm. Sie will zum jetzigen Zeitpunkt weder einen Unfall, etwa einen Querschläger, noch einen gezielten Schuss auf Janina ausschließen. Wer Hinweise geben könne, so ihre Bitte, sollte sich bei der Kriminalpolizei in Schweinfurt melden. Die Familie des Mädchens steht immer noch unter Schock und wird psychologisch betreut. Mit Janinas Eltern trauern viele Menschen aus dem Dorf. Am Tatort werden Blumen und Kerzen niedergelegt. Die Steigerwald-Idylle hat ihre Unschuld verloren.