Drama im Tierheim: Rottweiler zerbiss Kind das Gesicht

Mitarbeiter geschockt: Hund „Boss“ wurde von seinem neuen Herrchen abgeholt, als er plötzlich Maria (5) angriff.

NÜRNBERG Endlich hatte „Boss“ wieder ein Herrchen: Der Rottweiler wartete im Nürnberger Tierheim schon länger auf ein neues Zuhause. Doch in dem Moment, in dem die Pflegerin dem neuen Hundebesitzer die Leine übergab, drehte der bullige Vierbeiner durch: Er biss der kleinen Maria (5) ins Gesicht...

Zusammen mit seinen Geschwistern war die Kleine extra aus Erlangen ins Nürnberger Tierheim gekommen. „Sie wollten ein kleines Vögelchen holen“, weiß Tierheim-Chef Denny Baruch. Es war viel los. Zahlreiche Menschen warteten im Foyer, um sich ein Tier auszusuchen. Genau das war das Problem.

„Es war unser Fehler, dass die Pflegerin ihn dahin geführt hat, wo so viele Leute waren“, erklärte Baruch gestern geknickt. Boss, der bis zu diesem Tag im Heim als braves Tier galt und auch beim Gassiführen mit Familien nie aufgefallen war, ging plötzlich auf die kleine Maria los.

Tierheim-Chef: „Die Schuld liegt bei uns, es tut uns furchtbar leid!“

Der vierjährige Rüde sprang das Mädchen an. „Er drückte es an die Wand und biss es in das Gesicht“, schildert Polizeisprecher Bert Rauenbusch die dramatischen Vorgänge im Tierheim. Sofort griffen mehrere Umstehende ein. Der frischgebackene Hundehalter selbst riss den Hund, der keinen Maulkorb getragen hatten, vehement zurück.

Maria erlitt eine Bisswunde am linken Auge. Da die Familie kein Auto dabei hatte, wurde das Kind von einer Tierheim-Pflegerin sofort ins nahe gelegene Theresienkrankenhaus gefahren. Später wurde die Kleine noch in der Augenabteilung der Erlanger Uni-Klinik behandelt. Inzwischen ist sie wieder zuhause bei ihren beiden Geschwistern und erholt sich von dem Schreck.

Der Vater erstattete bei der Polizei Anzeige wegen fahrlässiger Körperverletzung. Die richtet sich aber nicht gegen das Tierheim, sondern gegen den neuen Halter von Boss, der sich sofort wieder von dem Rottweiler trennte und nur einen Mischling mitnahm. Ursprünglich hatte er zwei Hunde nehmen wollen.

„Wenn eine Schuld vorliegt, dann trifft sie die Pflegerin und nicht den Mann. Wir sind alle fix und fertig“, sagt Denny Baruch schuldbewusst. „Es tut uns furchtbar leid. Das Wichtigste ist, dass es Maria bald wieder gutgeht.“A. Uhrig