Drama im Justizpalast: Richterin rettet Lebensmüde (39)

Eklat im Zivilprozess um Berufsunfähigkeit. Nach Streit mit dem Gutachter verließ die Buchhalterin den Saal und schnitt sich auf der Gerichts-Toilette die Pulsadern auf
von  Abendzeitung
Im 2. Stock des Nürnberger Justizpalastes fand der Zivilprozess statt, bei dem es Donnerstag Mittag zum Eklat kam.
Im 2. Stock des Nürnberger Justizpalastes fand der Zivilprozess statt, bei dem es Donnerstag Mittag zum Eklat kam. © bayernpress.com

Eklat im Zivilprozess um Berufsunfähigkeit. Nach Streit mit dem Gutachter verließ die Buchhalterin den Saal und schnitt sich auf der Gerichts-Toilette die Pulsadern auf

NÜRNBERG Drama im Nürnberger Justizpalast: Im Zivilprozess um Anerkennung und Zahlung einer privaten Berufsunfähigkeits-Zusatzrente war eine Buchhalterin (39) derart empört über einen Gutachter, dass sie schimpfend aus dem Gerichtssaal lief und sich in der Toilette mit einer Rasierklinge die Pulsadern aufschnitt. Nur dem Eingreifen von Richterin Monika Bieber ist es zu verdanken, dass der Selbstmord scheiterte.

Der Prozess begann gestern um 10.30 Uhr im Sitzungssaal 272 vor dem Oberlandesgericht. Anna B. (39, Name geändert) hatte eine Versicherung aus Mittelfranken auf Zahlung von monatlich 800 Euro Berufsunfähigkeits-Zusatzrente verklagt, weil sie wegen einer psychischen Erkrankung seit 2007 nicht mehr arbeiten könne. Anna B. war zuletzt als Buchhalterin in einer Gemeindeverwaltung in Sachsen tätig gewesen.

„Sie sind doch geschmiert“

Als gegen 12.30 Uhr ein vom Gericht beauftragter Psychiater der Uni-Klinik Erlangen die Ergebnisse seines Gutachtens erläuterte, kam es zum Eklat. Denn nach seiner Meinung leidet die Frau zwar unter anderem an depressiven Störungen, doch für eine 100-prozentige Berufsunfähigkeit reiche das nicht aus.

„Sie sind doch geschmiert“, schimpfte da die Klägerin, rannte wutentbrannt aus dem Saal und kam nicht wieder. Da der Gutachter der Frau auch Selbstmordgefährdung attestiert hatte, wurde die Vorsitzende Richterin Monika Bieber aktiv und alarmierte die Hausverwaltung. Über Lautsprecher-Durchsagen wurde im ganzen Haus nach der Frau gesucht. Eine Justizmitarbeiterin fand Anna B. im Vorraum der Damentoilette im 2. Stock, kalkweiß und mit blutenden Handgelenken. Sie wurde von Sanitätern in eine Klinik gebracht, Lebensgefahr besteht nicht. Der Prozess wurde ausgesetzt. cis

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