Dr. Pfusch vor Gericht

Mit einer Kosmetikerin an seiner Seite operierte Carl August Max F. (76) über Jahre in seinem „Zentrum für ästhetische Medizin“. Bald steht schon der nächste Prozess an...
von  Abendzeitung
Dr. Pfusch vor Gericht: Der angeklagte Schönheitschirurg Carl August Max F. blättert vor dem Prozessauftakt in Würzburg in seinen Unterlagen.
Dr. Pfusch vor Gericht: Der angeklagte Schönheitschirurg Carl August Max F. blättert vor dem Prozessauftakt in Würzburg in seinen Unterlagen. © dpa

WÜRZBURG - Mit einer Kosmetikerin an seiner Seite operierte Carl August Max F. (76) über Jahre in seinem „Zentrum für ästhetische Medizin“. Bald steht schon der nächste Prozess an...

Was für ein schlechter Arzt: Mit einer Kosmetikerin an der Seite operierte Schönheits-Chirurg Carl August Max F. jahrelang in Würzburg. Bis bei einer Bauchstraffung etwas schief ging.

Seit gestern muss sich der 76-Jährige am Amtsgericht Würzburg verantworten, weil er bei der Operation eines damals 30-Jährigen absichtlich eine Wundkompresse im Bauch des Mannes gelassen haben soll. Die Staatsanwaltschaft wirft dem Mediziner Körperverletzung, Betrug und versuchten Betrug in drei Fällen vor. Zum Prozessauftakt legte „Dr. Pfusch“ gestern ein Teilgeständnis ab. Morgen könnte bereits das Urteil gesprochen werden.

Bei der Bauchstraffung im August 2004 im Würzburger „Zentrum für ästhetische Medizin“ habe der Angeklagte ihr vorher erklärt, er wolle ein Titan-Netz in den Bauch einlegen, sagte die Kosmetikerin. Laut Anklage habe die Frau den Mediziner während der OP darauf hingewiesen, dass im Körper des Patienten noch eine Kompresse sei. Der Chirurg habe diese allerdings im Bauch des Kranken gelassen.

"Neigung zum Simulantentum“

Das Opfer litt später unter Schmerzen und musste erneut operiert werden. Der 76-Jährige verteidigte sich, es hätte sich um eine so genannte dünne Gaze gehandelt, die nach einer OP im Körper verbleiben könne.

Der Mediziner muss sich zudem wegen Betrugs verantworten. Er ließ sich im März 2005 von einem Notarzt wegen einer angeblichen Erkrankung in die Intensivstation am Uniklinikum Würzburg einweisen. Damit wollte er wohl einer Festnahme durch die Polizei entgehen. Die Rechnung für die Behandlung der Herz-Attacke hat Carl August Max F. noch immer nicht bezahlt.

Oberstaatsanwalt Erik Ohlenschlager stellte „eine Neigung zum Simulantentum“ bei dem 76-Jährigen fest. Der Angeklagte reagierte ungehalten: „Das ist Verleumdung, Quatsch und Unfug!“ Es wird nicht sein letzter Auftritt vor Gericht bleiben: Wegen einer verpfuschten Brust-OP soll Anfang 2010 schon wieder gegen ihn verhandelt werden.

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