Dorf der Schande: Anwalt greift Justizministerin an

Im unterfränkischen Eschenau kehrt keine Ruhe ein: „Pamphlet“ gegen die Bamberger Staatsanwaltschaft und Beate Merk.
ESCHENAU Keine Ruhe im „Dorf der Schande“. Knapp ein Jahr nach dem Prozess gegen Alfred G. (61), der wegen des sexuellen Missbrauchs von vier Mädchen zu vier Jahren und sechs Monaten Haft verurteilt wurde, haben sich in Eschenau (Knetzgau/Unterfranken) die Wogen nicht geglättet. Jetzt greift Anwalt Heinz Veauthier sogar Justizministerin Beate Merk an: Auch sie habe es „zu verantworten, dass Eschenau zum Synonym für Kindesmissbrauch und Vergewaltigung geworden ist“.
Zur Erinnerung: Durch die Anzeige der Eschenauerin Heidi Marks (51), als Kind von zwei Männern aus dem Dorf missbraucht worden zu sein, ermittelte die Polizei im Frühjahr 2007.
Der eine Mann, Siegfried W., nahm sich im Mai das Leben, begründete den Schritt mit den „Lügen“, die über ihn verbreitet würden. Über den anderen richteten Bamberger Juristen. W.s Familie sah den Verstorbenen, dessen Schuld oder Unschuld nicht bewiesen wurde, in den Schmutz gezogen – und engagierte Rechtsanwalt Heinz Veauthier, der öffentlich mehrmals die Missbrauchs-Opfer als Lügner bezeichnete, verhöhnte und diffamierte (AZ berichtete).
Veauthier hat jetzt noch einmal nachgelegt: Ein Brief an den Knetzgauer Bürgermeister landete in Kopie in vielen Briefkästen in Eschenau. Dem Bamberger Leitenden Oberstaatsanwalt Joseph Düsel wirft er darin unter anderem „rechtswidrige Aktivitäten“ vor. Weiterhin habe die Staatsanwaltschaft nicht gegen W. ermittelt – deshalb seien auch keine Ermittlungen eingestellt worden. Tatsache ist: Die Ermittlungen wurden wegen Verjährung eingestellt. Weiter sieht der Anwalt eine „Blamage für den Rechtsstaat“. Wolfgang Petrat von der Bamberger Staatsanwaltschaft: „Dieses Pamphlet werde ich nicht kommentieren.“
Dann greift Veauthier Justizministerin Beate Merk frontal an: Sie habe Oberstaatsanwalt Düsel „weiter gewähren“ lassen. Doch die Ministerin wehrt sich: „Völlig abwegige Vorwürfe zu kommentieren, ist meines Erachtens nicht sachdienlich."
Anwalt Veauthier hingegen sieht sich wohl auf dem richtigen Weg: „Ich werde“, so schreibt er im Brief, „weiter kämpfen, denn das Recht braucht dem Unrecht nicht zu weichen!“ sw