Domspatzen:Hinweise auf Missbrauch durch zwei Geistliche
MÜNCHEN - Der Missbrauchsskandal in der katholischen Kirche zieht immer weitere Kreise. Wie jetzt bekannt wurde, soll es auch bei den weltberühmten Regensburger Domspatzen Fälle von sexuellem Missbrauch gegeben haben. Im Verdacht stehen zwei frühere leitende Geistliche.
Im Skandal um sexuellen Missbrauch bei den Regensburger Domspatzen gibt es einen konkreten Verdacht gegen zwei frühere leitende Geistliche des Knabenchors. Die beiden Männer, die im Jahr 1984 gestorben sind, sollen wegen der Taten zu Haftstrafen verurteilt worden sein, berichtete der Sprecher des Bistums Regensburg, Clemens Neck, am Freitag.
Der eine Verdächtige, ein ehemaliger Religionslehrer und stellvertretender Institutsleiter, wurde 1958 aus dem Dienst am Domspatzen-Gymnasium entfernt. Der andere Geistliche war wenige Monate auch Internatsleiter, er soll 1971 verurteilt worden sein.
Was wusste Papst Benedikt XVI.?
Die Regensburger Diözesan-Beauftragte für sexuellen Missbrauch, Birgit Böhm, bat alle Betroffenen, sich zu melden. Neck berichtete über Jahrzehnte zurückliegende Fälle, „die im Prinzip bekannt waren“ und zu Verurteilungen geführt hätten, allerdings fehlten dem Bistum Details.
Der frühere Leiter der Regensburger Domspatzen, Georg Ratzinger (86), hat nach eigenen Angaben keine Kenntnis über Missbrauchsfälle bei dem weltberühmten Knabenchor. Das sagte der Bruder von Papst Benedikt XVI. am Freitag dem Bayerischen Rundfunk in Regensburg. Georg Ratzinger leitete die Domspatzen von 1964 bis 1994.
Im oberbayerischen Ettal legte am Vormittag der interne Sonderermittler seinen Bericht zu den sexuellen Missbrauchsfällen vor. Die Benediktinerabtei hatte den Münchner Strafverteidiger Thomas Pfister mit der Prüfung der Vorwürfe gegen mehrere Mönche beauftragt. Unabhängig von den internen Ermittlungen des Anwalts laufen strafrechtliche Ermittlungen der Münchner Staatsanwaltschaft.
dpa