Döner-Verbot in Bus & Bahn: Viele Fahrgäste finden’s gut
...und lassen es sich trotzdem schmecken, wenn sie mit der VAG unterwegs sind. Was wird aus den Automaten mit Leckereien, die an den Gleisen stehen?
Sage mir, was du isst, und ich sage dir, wer du bist“ (Französisches Sprichwort).
NÜRNBERG In Nürnbergs öffentlichem Nahverkehr lautet der Satz eher: „Sage mir, wie du isst, und ich sage dir, wer du bist“. Denn viele VAG-Kunden outen sich in ihrem Ess-Verhalten nämlich als notorische Dreckspatzen und rücksichtslose Kleckerer.
Die Beschwerden häufen sich: Senf-Flecken auf den Sitzen, geschmolzenes Speiseeis auf dem Boden, zusammengeknüllte Servietten und Alufolie zwischen den Sitzen. „Ausgedönert“ titelte die AZ in der vergangenen Woche. Denn die VAG erwägt ein absolutes Ess- und sogar Trink-Verbot in Bussen, U- und Straßenbahnen. Eine Online-Umfrage der AZ ergab: Zwei Drittel der Befragten würden es gerne sehen, wenn die VAG den Konsum von Nahrungsmitteln verbietet. Jetzt haben wir uns nochmal umgeschaut in den öffentlichen Verkehrsmitteln. Wir wollten wissen, wie es die Nürnberger so halten mit der Sauberkeit bei der Brotzeit.
U-Bahn-Geschoss Plärrer, 13 Uhr: Anna Brunsch (70) hat sich gerade eine Apfeltasche gekauft und spaziert kauend die Treppe hinab Richtung Gleise: „Das stimmt schon, dass die U-Bahn oft verdreckt ist“, sagt sie und merkt selbstkritisch an: „So eine Apfeltasche kann auch ganz schön bröseln.“ Frau Brunsch beteurt aber: „Ich esse die auf, bevor der Zug einfährt.“
Harald Diepold (59) beißt zwischen Hauptbahnhof und Wöhrder Wiese herzhaft in seine Banane, ist aber – auf Nachfrage – „absolut fürs Essverbot“. Und auch „fürs Trinkverbot!“ Die Automaten an den Gleisen, wo ja Essen und Trinken feilgeboten werden müsse man dann auch verbieten“, meint Diepold.
Überhaupt die Automaten: Ob sich die VAG dieses problematischen Widerspruchs bewusst ist? Noch erfreuen sich die stummen Verkäufer allergrößter Beliebtheit, kann der kleine Senol (7) den eben gezogenen Schokoriegel in der U2 genießen: „Wenn das Verbot kommt, muss er halt warten, bis wir daheim sind“, meint Mama Yare pragmatisch.
Dimitri und Natascha machen sich indes Sorgen um eine mögliche Vesper-Verbannung aus dem Nahverkehr: „Wo soll ich frühstücken, wenn nicht in der U-Bahn?“, meint Natascha, die jeden Tag berufsbedingt mindestens eine Stunde im Untergrund unterwegs ist. Und das Becher-Eis, das die beiden gerade schleckenderweise zu den Gleisen tragen, „tropft ja nicht“.
Erstaunliches Ergebnis der AZ-Stichprobe: Der VAG-Plan stößt auf breite Zustimmung unter den Kunden. Auch unter denen, die selbst gerne auf dem Weg zur Schule oder zur Arbeit mal zubeißen. Fragt sich nur, wie lange noch!.
Steffen Windschall
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