DNA-Abgleich bringt traurige Gewissheit: Peggy Knobloch ist tot - Gegen wen die Polizei jetzt ermittelt - Was die Fahnder suchen

Ein Pilzsammler findet Knochen der Schülerin, die vor 15 Jahren spurlos in Franken verschwand. Noch ist unklar, wie das Mädchen (†9) starb und wer es getötet hat.
Natalie Kettinger |
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Die kleine Peggy wurde seit 15 Jahren vermisst
dpa Die kleine Peggy wurde seit 15 Jahren vermisst

Update: Erste Untersuchungsergebnisse – Suche nach weiteren Indizien

Jetzt steht es endgültig fest: Wie die Staatsanwaltschaft Gera am Dienstagnachmittag mitteilte, stammen die gefundenen Skeletteilte definitv von Peggy Knobloch. Das habe ein DNA-Abgleich zweifelsfrei ergeben.

Unterdessen durchkämmten auch am Dienstag wieder mehr als 100 Polizisten das Waldstück, in dem Peggys sterbliche Überreste am Samstag gefunden worden waren. Die Beamten der thüringischen Bereitschaftspolizei und Kriminalbeamte aus Thüringen untersuchen ein Gebiet mit einem Radius von mehr als 100 Metern um den Feundort des Skeletts. Sie suchen dabei nach weiteren Gegenständen, die auf Peggy oder ihren Mörder hinweisen könnten.

Ursprüngliche Meldung:

Eigentlich will Peggy Knobloch am Morgen des 7. Mai 2001 nicht in die Schule. Dann geht sie doch, hält an der Tür noch einmal inne, umarmt ihre Mutter und sagt: "Ich hab dich lieb."

Es sind die letzten Worte, die Susanne Knobloch aus Lichtenberg von ihrer neunjährigen Tochter hört. Denn am 7. Mai 2001 verschwindet das kleine Mädchen mit den leuchtend blauen Augen. Spurlos. Bis jetzt – bis ein Pilzsammler in einem Forst zwischen dem thüringischen Rodacherbrunn und dem bayerischen Nordhalbe Kinderknochen entdeckt, teils im Waldboden vergraben, nur 15 Kilometer von Peggys Wohnort entfernt.

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Noch wollen die Ermittler nicht öffentlich bestätigen, dass es sich bei der Toten um Peggy handelt. Dies sei "höchstwahrscheinlich", sagt der Bayreuther Oberstaatsanwalt Herbert Potzel lediglich. Auch Gegenstände, die im Bereich des Fundortes sichergestellt werden konnten, würden auf das Mädchen hindeuten. Abschließende Gewissheit könne erst eine DNA-Analyse bringen, mit der das Rechtsmedizinische Institut in Jena derzeit beschäftigt sei. Das Ergebnis werde frühestens am Dienstag erwartet.

So identifizierten die Ermittler Peggys Leiche

Nach AZ-Informationen wurde Peggy jedoch schon zweifelsfrei identifiziert: anhand eines Schmuckstücks und über einen Abgleich ihres Zahnschemas.

Belastbare Hinweise zur Todesursache lägen noch keine vor, sagt Herbert Potzel. Allerdings sei man sich relativ sicher, dass die Schülerin nicht an dem Ort starb, an dem nun ihr Skelett gefunden wurde.

Die seit 2012 existierende Ermittlungsgruppe bei der Kriminalpolizei Bayreuth wurde gestern aufgestockt und zur Sonderkommission (Soko) erweitert. Die Auswertung zahlreicher Spuren, sich daraus ergebende Vernehmungen und weitere kriminalpolizeiliche Maßnahmen seien nun die nächsten Schritte, so Potzel.

In den letzten Jahren war bereits gegen vier Verdächtige ermittelt worden:

  • 2004 wird der geistig behinderte Gastwirtssohn Ulvi Kulac vom Landgericht Hof zu lebenslanger Haft verurteilt. Er soll Peggy missbraucht und getötet haben, um sie zum Schweigen zu bringen. 2014 wird das Verfahren neu aufgerollt – das Landgericht Bayreuth versetzt den Ermittlern eine schallende Ohrfeige und spricht Ulvi Kulac frei. Ein Jahr später wird er aus der Psychiatrie entlassen. Mittlerweile lebt er in einer betreuten Wohngruppe.
     
  • 2013 lässt die Polizei den gepflasterten Hof eines Frührentners aus der Nachbarschaft der Knoblochs aufbaggern. Der Mann ist nicht zum ersten Mal ins Visier der Fahnder geraten: 2008 hat ihn das Hofer Landgericht Hof wegen des Missbrauchs zweier Mädchen zu drei Jahren Haft verurteilt.
    Bei den Grabungen werden Knochenreste gefunden. Doch wie sich später herausstellt, stammten die sterblichen Überreste nicht von Peggy. Vermutlich war in dem Hof vor langer, langer Zeit ein Tier gestorben.
     
  • Im Frühjahr 2014 erhebt die Staatsanwaltschaft Bayreuth Anklage gegen den Stiefbruder eines engen Lichtenberger Bekannten der Knoblochs. Der Verdächtige aus Sachsen-Anhalt sitzt derzeit wegen des Missbrauchs seiner Tochter und seiner Nichte eine sechsjährige Haftstrafe ab – seine Zelle hat er mit Fotos von Peggy geschmückt. Eines davon zeigt den damals 18-Jährigen, wie er die Neunjährige umarmt. Und er gesteht, dass es vor ihrem Verschwinden auch mit Peggy zu sexuellen Handlungen gekommen ist.
    Was diesen Mann besonders verdächtig macht: Er hatte stets behauptet, im Frühjahr 2001 nicht in Lichtenberg gewesen zu sein. Wie auch? Er besitze doch weder Führerschein noch Pkw! Mittlerweile ist jedoch bekannt, dass er des Öfteren mit gestohlenen Autos unterwegs war – ohne Fahrerlaubnis. Und seine Großmutter plauderte aus, dass er in der Osterzeit 2001 sehr wohl in Franken vorbeigeschaut habe.
     
  • Und dann ist da noch der Stiefbruder dieses Mannes, der mit Peggys Mutter befreundet war, im selben Haus lebte und dessen Frau häufiger auf die Knobloch-Kinder aufpasste.
    Auch ihn hatten die Ermittler schon im Visier: Weil er kein Alibi für den 7. Mai 2001 vorlegen konnte – und so viele Menschen der Tat beschuldigte, dass es den Fahndern irgendwann seltsam vorkam. In einer Vernehmung soll er geprahlt haben: "Wenn ich sie versteckt hätte, dann würde man sie nie finden."

"Alle Verfahren aus den vergangenen Jahren sind eingestellt worden, weil kein Tatnachweis zu führen war", sagt Oberstaatsanwalt Herbert Potzel. "Aber wenn sich aus den neuen Erkenntnissen neue Hinweise ergeben, werden wir neue Fragen stellen."

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