Dioxin-Skandal auch in Bayern: Alles viel schlimmer

Der Lebensmittelskandal weitet sich aus. Auch Bayern ist massiv betroffen. Im Freistaat landete fast eine halbe Million der vergifteten Eier. Auch in München wurden laut einem Bericht belastete Produkte entdeckt.
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Auch nach Bayern wurden mit Dioxin belastete Eier gebracht.
dpa Auch nach Bayern wurden mit Dioxin belastete Eier gebracht.

REGENSBURG/MÜNCHEN - Der Lebensmittelskandal weitet sich aus. Auch Bayern ist massiv betroffen. Im Freistaat landete fast eine halbe Million der vergifteten Eier. Auch in München wurden laut einem Bericht belastete Produkte entdeckt.

Nur scheibchenweise kommt die Wahrheit im Dioxin-Skandal ans Licht: So wurde bekannt, dass die Zahl der nach Bayern gelangten vergifteten Eier weitaus größer ist als bisher angegeben. Und auch ihre Dioxinbelastung ist viel höher, als bislang angenommen: Der zulässige Grenzwert des Giftes wird um bis zu das Dreifache überschritten.

Nach Angaben des Landesamtes für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) in Erlangen wurden seit Mitte Dezember rund 410.000 Dioxin-Eier aus Niedersachsen in den Freistaat geliefert. Von dieser Menge sind jetzt 238.000 Eier bei einem Großhändler in der Oberpfalz sichergestellt worden. Weitere rund 150.000 Eier waren an den niedersächsischen Betrieb zurückgeliefert worden.

Völlig unklar ist noch der Verbleib von rund 22.000 Eiern, die von dem Großhändler innerhalb Bayerns weiterverkauft wurden. Ihr Vertriebsweg ist ungeklärt. Möglicherweise wurde ein Teil der Eier bereits zu Fertigprodukten verarbeitet, so das Landesamt. Dies werde derzeit noch überprüft. Auch in München sollen Ei-Produkte aufgetaucht sein, die vermutlich mit Dioxin belastet sind. In sieben Betrieben sei Flüssigei in größeren Mengen sichergestellt worden, berichtet die „Süddeutsche Zeitung“. Die Firmen produzieren Lebensmittel – wohl auch für den gastronomischen Bereich. Ein Teil der Masse könnte laut „SZ“ bereits verarbeitet und verzehrt worden sein.

Der bei den Stichproben der 238.000 Eier festgestellte Dioxin-Wert liegt erschreckend hoch. So wurden bei den ersten beiden Tests 4,9 und 8,7 Picogramm Dioxin pro Gramm Fett gemessen – erlaubt sind maximal 3 Picogramm. „Die Ware darf daher nicht weiterverwendet werden“, sagt LGL-Präsident Andreas Zapf.

Laut Regierung der Oberpfalz gingen im Verlauf des Dezembers sechs verdächtige Lieferungen an den Großhändler. Sie stammten alle von dem niedersächsischen Betrieb, in dem das dioxinverseuchte Futter an Hühner verabreicht wurde. Ein Handelsverband, der die Unternehmen der Branche überwacht, hatte drei Tage vor Weihnachten die Verantwortlichen des oberpfälzischen Betriebes vor der möglichen Verseuchung gewarnt. Am 23. Dezember wurde das Veterinäramt eingeschaltet. Die Tests der sichergestellten Eier begannen dann erst am 27. Dezember – daher konnten in der Zwischenzeit so viele Eier in den Umlauf gelangen.

Die bayerischen Grünen kritisieren, dass das Landesamt die Verbraucher unzureichend informiere. Nach tagelangem Rätselraten sei nun endlich klar, dass auch Firmen in Bayern mit möglicherweise krebserregenden Eiern beliefert wurden und die Ware teils bereits verarbeitet wurde, sagte die Verbraucherschutz-Expertin der Grünen-Landtagsfraktion, Anne Franke. „Doch das Landesamt hat es bislang versäumt, aktiv für einen raschen Informationsfluss zu sorgen.“

Außer Bayern sind inzwischen bereits zehn weitere Bundesländer von dem Dioxin-Skandal betroffen. Die Zahl der geschlossenen Betriebe geht in die Tausende, täglich kommen neue hinzu. Nach bisherigen Experten-Schätzungen könnten zehntausende Tonnen Tiernahrung mit dem Seveso-Gift belastet sein. Dass dies so lange unentdeckt blieb, ist auch Folge eines eklatanten Mangels an Lebensmittelprüfern – jeder Prüfer ist für die Überwachung von 440 Betrieben zuständig. Bundesverbraucherministerin Ilse Aigner kündigte derweil Konsequenzen für die Verursacher des Skandales an. "Wer die Existenz hunderter Betriebe aufs Spiel setzt und die Gesundheit von Verbrauchern gefährdet, muss zur Rechenschaft gezogen werden, sagte die CSU-Politikerin in Kreuth.

mh

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