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"Dieser Wahnsinn muss ein Ende haben": Bayerns Linke fordert Verbot tödlicher Sportwaffen

In einem beschaulichen Ort bei Augsburg ermordet ein Sportschütze mutmaßlich drei Menschen – offenbar wegen eines Nachbarschaftsstreits. Bayerns Linke fordert nun ein Verbot tödlicher Sportwaffen
von  Tobias Lill, dpa
Polizisten stehen vor dem Haus in Langweid, in dem drei Menschen erschossen wurden. Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa
Polizisten stehen vor dem Haus in Langweid, in dem drei Menschen erschossen wurden. Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa © picture alliance/dpa

Langweid - Die Menschen im beschaulichen Langweid sind nach den tödlichen Schüssen eines 64-Jährigen auf drei Nachbarn noch immer geschockt. Der Deutsche soll die zwei Frauen und einen Mann am Freitag in einem Mehrfamilienhaus getötet haben, in dem alle zusammen wohnten. Ein Bub ist nun Waise.

Danach soll der Täter in einem anderen Haus zwei weitere Menschen schwer verletzt haben. Das mögliche Motiv: ein Streit unter Nachbarn. Der Verdächtige sitzt wegen Mordverdachts in Untersuchungshaft.

Er war nach Angaben der Polizei Sportschütze und besaß verschiedene Waffen und eine entsprechende waffenrechtliche Erlaubnis. In seinem Auto und in seiner Wohnung stellten Polizisten nach der Tat am Freitagabend mehrere Waffen sicher. Ob der 64-Jährige bisher polizeilich in Erscheinung getreten sei, ist noch unklar.

Nach tödlichen Schüssen auf drei Menschen: Langweid unter Schock

Langweid ist eine Ortschaft mit über 8.000 Einwohnern. Den bisherigen Ermittlungen der Polizei zufolge erschoss der 64-Jährige am Freitagabend zunächst im Flur eines Hauses eine 49-Jährige und ihren 52 Jahre alten Mann – die Eltern eines minderjährigen Kindes. Der Bub befinde sich derzeit bei Familienangehörigen und werde professionell betreut, teilte die Polizei mit.

Eine 72-Jährige tötete er demnach im selben Gebäude mit einem Schuss durch die Wohnungstür. Anschließend verletzte er in einem Haus in der Hochvogelstraße eine 32-jährige Frau und einen 44-jährigen Mann schwer; ebenfalls mit einem Schuss durch die Wohnungstür. Diese beiden Opfer kamen ins Krankenhaus, schwebten aber nach Angaben der Polizei nicht in Lebensgefahr. Warum der Streit zwischen den Nachbarn derart eskalierte, blieb zunächst laut Polizei unklar.

Linken-Landessprecherin: "Sportwaffen, die tödlich sind, sollten grundsätzlich verboten werden"

Bayerns Linke fordert nun strengere Waffengesetze. "Sportwaffen, die tödlich sind, sollten grundsätzlich verboten werden", sagt Kathrin Flach Gomez, Landessprecherin der Partei, der AZ. Zudem seien strengere Kontrollen von Waffenbesitzern nötig. Hierfür müsse mehr Personal eingestellt werden. "Dieser Wahnsinn muss ein Ende haben", so Flach Gomez.

Auch die Initiative "Keine Mordwaffen als Sportwaffen" spricht sich mit Blick auf die Gewalttat für ein Verbot tödlicher Sportwaffen aus. "Das Risiko tödlicher Sportwaffen ist nicht beherrschbar", sagte der Sprecher der Initiative, Roman Grafe.

Das deutsche Waffenrecht sei zu lasch. Die gleichen Waffen wie bei den Attentaten in Erfurt (2002), Winnenden (2009), Hanau (2020) und Hamburg (2023) seien grundsätzlich für jeden Sportschützen problemlos, zu erwerben, so Grafe.

Bayerns Innenminister Joachim Herrmann wies die Forderungen zurück: "Eine weitere Verschärfung des Waffenrechts steht momentan nicht zur Debatte", sagte der CSU-Politiker. Zunächst gelte es, die Hintergründe der Tat aufzuklären.

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