Dieser Koloss schubste einen Kontrolleur unter die U-Bahn
Ein VAG-Mitarbeiter (32) hatte den Fahrgast auf das Rauchverbot hingewiesen. Da rastete der betrunkene Messebauer aus – und stieß ihn auf die Gleise. Das Opfer hatte riesiges Glück
NÜRNBERG Ein Alptraum für einen Kontrolleur! Weil er ihn auf das Rauchverbot hinwies, wurde ein VAG-Mann (32) in der U-Bahnstation Hauptbahnhof derart von einem aggressiven Koloss (1,94 Meter groß und 128 Kilo schwer) geschubst, dass er zwischen zwei Waggons der U2 ins Gleisbett stürzte.
Sein Glück: Der U-Bahnfahrer hatte den Vorfall mitbekommen und den Kollegen aus dem Gefahrenbereich herausgehievt. Als der dem flüchtenden Schubser nachrannte und mit Pfefferspray stellte, biss ihn der Riese im Gerangel auch noch ins linke Ohr – es musste genäht werden. Wegen gefährlicher Körperververletzung stand der Messebauer Heinz H. (31) am Montag vor dem Nürnberger Amtsgericht.
Der Angeklagte kann sich an die Tat nicht mehr erinnern
„Der Angeklagte hat keine Erinnerung mehr an das Geschehen“, erklärte Verteidiger Jürgen Lubojanski. Wegen versuchten Mordes ermittelte die Justiz anfangs gegen Heinz H. Bis sich beim Nachstellen des Vorfalls (in der weniger frequentierten U-Bahnstation Flughafen) herausstellte: Beim Sturz unter die U-Bahn bestand keine Todesgefahr durch Stromschlag. Denn die Hochspannungs-Kabel verlaufen auf der anderen Seite.
„Aber wenn ich mit dem Hinterkopf auf den Haken an der Achsenverbindung aufgeschlagen wäre, hätte das auch böse ausgehen können“, erzählte das Opfer Mark P.
An jenem 1. Juli 2009 war er um 21.38 Uhr auf dem Weg zu einer Fahrgast-Kontrolle. Da sah er auf Gleis 4 im U-Bahngeschoss Heinz H., der trotz Verbots mit brennender Zigarette in die U2 einsteigen wollte. Mark P. tippte ihm von hinten an die Schulter, sprach ihn darauf an. Der betrunkene Mann griff ihn an, stieß den durchtrainierten, aber wesentlich leichteren und einen halben Kopf kleineren VAG-Mann im Gerangel von sich. „Aber nicht zielgerichtet zum Bahngleis“, behauptete er.
Nachdem ihn die Polizei gestellt und gefesselt hatte, entschuldigte sich Heinz H. bei dem VAG-Kontrolleur: „Ich war schlecht drauf, hatte vorher Streit mit meiner Freundin.“ Sein Opfer zeigte Verständnis, schüttelte dem Gefesselten die Hand.
Zwei Tage war Mark P. aufgrund schmerzhafter Prellungen durch den Sturz dienstunfähig. In neun Dienstjahren war es für ihn der zweite Angriff eines Fahrgastes: „Vor vier Jahren hat mich einer mit dem Messer bedroht.“ Das sei eben Dienstrisiko. „Aber an den Schubser denke ich immer wieder“, gestand er. Urteil am Dienstag. cis