Dieser falsche Dr. schwindelte sich durch Franken

Der 59-Jährige wollte im Luxus leben. Für teure Uhren, Schmuck und Kleidung blendete er Verkäufer mit seinem „Titel“ – nicht zum ersten Mal, wie am Donnerstag vorm Landgericht herauskam
von  Marlina Pfefferer
Edel-Uhren wie die 13.300 Euro teure Manero waren sein Ding.
Edel-Uhren wie die 13.300 Euro teure Manero waren sein Ding. © AZ-Archiv

NÜRNBERG Wofür so ein Doktortitel alles gut sein kann: Georg B.* steht auf teuren Schmuck, Designermöbel und feine Anzüge. Das Problem: Geld hat der 59-Jährige mit der Föhnwelle seit Jahren keins mehr. An dreisten Ideen, um seinen luxuriösen Lebensstandard zu finanzieren, mangelte es dem Nürnberger aber nicht.

Wollte er einen Artikel haben, gab er sich in der Regel als promovierter Geschäftsmann aus. Zig Verkäufer ließen sich davon blenden. Allein zwischen Januar und Mai 2009 erschlich sich der Hochstapler mit seiner Doktor-Masche Waren im Wert von 77.000 Euro!

Darunter: Sieben Herren-Uhren von Nobelmarken wie Porsche. Das teuerste Stück: eine 18-karätige „Manero Rosegold“ mit Krokoband für 13.300 Euro. Gesamtschaden: 20.400 Euro!

Fünf Edel-Sonnenbrillen für insgesamt 1290 Euro.

Designermöbel im Wert von rund 26000 Euro. Unterhaltungselektronik (TV, Video) für 18.300 Euro.

Einen Mercedes A-Klasse für 24.500 Euro, den er mietete, aber nicht zurückgab.

Edle Kleidung und drei Ledertaschen für 3680 Euro.

Drei Heimlieferungen an Feinkost, Champagner- und Weinkisten für 633 Euro.

Ein Leben zwischen Knast und Bewährung

Es verging kaum ein Tag, an dem der Nürnberger in diesen vier Monaten nicht auf Shopping-Tour in Nürnbergs Innenstadt unterwegs war. Er brauchte nur mit seinem vorgeblich honorigen Titel aufzuwarten – und die Verkäufer ließen ihn mit den Waren und seinem Versprechen, die Rechnung alsbald zu bezahlen, einfach ziehen.

Über seinen Anwalt gab der Angeklagte eine Erklärung für die exzessiven Betrugs-Touren ab: Er leide an mehreren schweren, chronischen Krankheiten, sei zudem Ende 2008 von seiner Freundin verlassen worden. In dieser Situation sei ihm dann „alles egal“ gewesen. Er habe sich in „Scheinwelten geflüchtet“. Die Opferrolle konnte ihm Richter Ulrich Flechtner vom Landgericht Nürnberg aber nur schwer abnehmen: Denn Georg B. ist für die Justiz längst kein unbeschriebenes Blatt mehr. Im Alter von 16 Jahren stand er zum ersten Mal vor Gericht. Seither verbringt der Betriebswirt die meiste Zeit seines Lebens entweder im Knast, vor dem Richter oder zumindest unter Bewährung.

Die Anklagen ähneln sich auffällig: Diebstahl, Missbrauch von Titeln, Urkundenfälschung, Steuerhinterziehung und Betrug ziehen sich wie ein roter Faden durch sein jahrzehntelanges Strafregister. Die Aktenberge zu all seinen Delikten sind uferlos. Sie füllen inzwischen einen riesigen Umzugskarton, mit dem sie gestern in den Gerichtssaal geschafft wurden! Bezeichnenderweise sitzt Georg B. bereits wegen früherer Vergehen im Gefängnis. Bis 2012 sollte diese Inhaftierung andauern. Sein Aufenthalt hinter Gittern wird sich jetzt um noch ein paar Jahre verlängern: Nach seinem umfassenden Geständnis verurteilte Richter Flechtner ihn zu dreieinhalb Jahren Haft. Ob Georg B. die aber absitzen wird, ist aufgrund seiner Krankheiten fraglich.

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