Dieser Bestatter tötete seine Frau – und verbrannte die Leiche
Vor Gericht bestritt Jürgen Z. eine Tötungsabsicht. Der Staatsanwalt spricht dagegen von Heimtücke und niedrigen Beweggründen. Der Angeklagte wollte mit einer Brasilianerin neu anfangen
HOF Die Terminplanung des Landgerichts verrät bereits, dass die Suche nach der Wahrheit nicht ganz einfach sein wird: Acht Verhandlungstage wurden anberaumt, um die genauen Todesumstände einer 50-jährigen Frau aus Selb zu klären. Ihr Ehemann, ein Bestatter, ist wegen Mordes angeklagt.
Jürgen Z. (49) hat am Mittwoch zum Prozessauftakt zugegeben, dass er seine Frau Karola mit einem Holzscheit erschlagen und ihre Leiche samt Auto im Wald verbrannt hat. Von einem heimtückischen, aus niedrigen Beweggründen begangenen Mord, wie es die Staatsanwaltschaft sieht, will er jedoch nichts wissen. „Ich wollte sie ja nicht töten“, erklärte er.
Oberstaatsanwalt Reiner Laib lässt sich von dieser Aussage nicht beeindrucken. Er ist überzeugt, dass Jürgen Z. zum Mörder wurde, weil er mit seiner brasilianischen Geliebten, die er Anfang letzten Jahres in Nürnberg kennengelernt hatte, ein neues Leben beginnen wollte! Die Lebensversicherung seiner Frau wäre ihm als Starthilfe da gerade recht gekommen, argumentiert der Ankläger. Er geht davon aus, dass der Bestatter, der auch noch verschuldet war, so lange von hinten auf seine Frau eingeschlagen habe, bis sie starb.
Nach der Tat besuchte er seelenruhig eine Geburtstagsfeier
Im Gegenzug bietet Jürgen Z. eine weinerliche Geschichte an, die zum Tod seiner Ehefrau geführt habe. Unmittelbar vor der tödlichen Auseinandersetzung sei die von schwerer Arthrose geplagte Ehefrau die Kellertreppe hinabgestürzt, habe sich dann in Rage geredet, ihn schwer beleidigt und schließlich auch noch mit einer Flasche attackiert. Erst dann habe er sie mit dem Holzscheit niedergeschlagen – und ohne es zu wollen tödlich verletzt.
„Ich wusste überhaupt nicht, was in mir vorging, was passiert ist“, versuchte er vor Gericht seinen Gemütszustand von damals zu beschreiben. Trotz seiner Verwirrungen ging er laut Anklage nach dem Verbrechen aber sehr gezielt und überlegt vor. Nachdem er die Leiche seiner Frau in deren Auto verbrannt hatte, ging er ins Haus zurück. Er zog sich um und verbrannte seine blutverschmierte Kleidung in der Heizung. Nachdem er auch noch den Kellerraum gründlich gesäubert hatte, besuchte er seelenruhig eine Geburtstagsfeier. Keiner der Gäste merkte ihm irgendetwas an.
Dass das Verhältnis seiner Frau zu einem anderen Mann, den sie während eines Kuraufenthaltes kennen gelernt hatte, eine Rolle gespielt haben könnte, bestritt Jürgen Z. Von dieser Beziehung habe er erst in der U-Haft erfahren. hr
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