„Diese Vielfalt finde ich, dienstlich gesehen, erotisch“
NÜRNBERG - Vom „Germanischen“ über Berlin nach Nürnberg: Matthias Henkel ist ab Januar Museumschef
In Berlin hat er als Pressechef der Staatlichen Museen, die von der Nationalgalerie bis zur Museumsinsel reichen, in den vergangenen sieben Jahren 770 Ausstellungen betreut. Im Januar kehrt der promovierte Volkskundler, der bis 2001 am Germanischen Nationalmuseum war, als Generaldirektor der Städtischen Museen nach Nürnberg zurück. Gestern gab der Stadtrat grünes Licht. „Dann feiern wir Silvester schon in Nürnberg“, konkretisierte Matthias Henkel seine Antrittspläne.
AZ: Herr Henkel, von Berlin nach Nürnberg zu gehen – ist das ein Karrieresprung?
MATTHIAS HENKEL: Absolut. So wie ich von Berlin nach Nürnberg gehe, als Direktor der Städtischen Museen, ist das eine große persönliche Herausforderung für mich. Und auch eine Chance.
Ihr Vorgänger war vornehmlich als Baudirektor im Einsatz, wo sehen Sie die Herausforderung?
Weil Franz Sonnenberger die Schausammlungen der verschiedenen Museen so prima instand gesetzt hat, ist es für mich wirklich eine große Freude — und ich kenne einige Museen — staunend durch diese Einrichtungen zu gehen. Das ist eine wunderbare Startrampe, von der aus man gemeinsam thematische Arbeit entwickeln kann. In den verschiedenen Häusern spiegeln sich ja Nürnbergs wichtigste Epochen und Blütezeiten wieder. Mit dem Schwurgerichtssaal 600 hat man jetzt die Chance, die Brücke in die Weltgemeinschaft zu schlagen. Ich muss sagen, ich bin hochgradig begeistert von dieser Vielfalt. Ein einziges Museum mit einem Thema hätte mich nicht so gereizt. Aber das finde ich dienstlich gesehen erotisch.
Welche Schwerpunkte wollen Sie also setzen?
Das ist so eine Frage, die man nach 100 Tagen stellen kann, wenn ich die Verhältnisse genau kenne. Natürlich kommt man um das Thema Dürer nicht herum, ich bin auch ganz entschieden fürs NS-Dokumentationszentrum, völlig klar. Momentan kann ich ja nur darüber sprechen, was ich von mir selbst erwarte: Kunst und Kultur leben vom Austausch und von Kommunikation! Mir geht es darum, das Bewusstsein Nürnbergs als Kultur-Metropole zu stärken.
Andreas Radlmaier