Diese Nürnberger fordern sofortigen Laden-Schluss!

Eine ganze Straße wehrt sich gegen "Tonsberg": Verbände und Einzelhändler zeigen dem Geschäft die „Rote Karte“.
von  Abendzeitung
Machen mobil gegen „Tonsberg“: Nürnbergs DGB-Chef Stephan Doll (li.) und Michael Götz vom CVJM.
Machen mobil gegen „Tonsberg“: Nürnbergs DGB-Chef Stephan Doll (li.) und Michael Götz vom CVJM. © bayernpress.com

Eine ganze Straße wehrt sich gegen "Tønsberg": Verbände und Einzelhändler zeigen dem Geschäft die „Rote Karte“.

NÜRNBERG In vielen deutschen Fußballstadien sind die Klamotten bereits verboten. Jetzt zeigt eine ganze Straße „Thor Steinar“ die Rote Karte – und fordert den sofortigen Laden-Schluss für das umstrittene Bekleidungsgeschäft Tønsberg in Nürnberg.

Denn die Produkte der Marke aus Königs Wusterhausen werden nicht nur vom brandenburgischen Verfassungsschutz als „szenetypisches Erkennungsmerkmal“ von Neonazis eingestuft. Umso provokanter, dass die Betreiberfirma „Mediatex“ ausgerechnet hier – in der ehemaligen Stadt der Reichsparteitage – seit Ende November ihre einzige westdeutsche Filiale unterhält. Und das auch noch in der Dr.-Kurt-Schumacher-Straße, die nach jenem SPD-Vorsitzenden benannt ist, der während der NS-Zeit in Konzentrationslagern interniert war. Ausgerechnet in unmittelbarer Nähe zur Straße der Menschenrechte. Ausgerechnet gegenüber des Gewerkschaftshauses.

Sie nisten weiter trotz Kündigung

Seit der Eröffnung von Tønsberg, das in den Auslagen mit pseudo-skandinavischem Runen-Chic harmlos bunt statt braun daherkommt, finden Proteste statt. Militante Linke haben mehrfach den Eingang demoliert. OB Ulrich Maly und Arno Hamburger, Chef der Israelitischen Kultus-Gemeinde, schrieben Briefe. Mittlerweile macht die ganze Straße mobil gegen die Möchtegern-Nordmänner aus dem Osten. Die Gewerkschaften, der CVJM, die Nürnberger Sektion des Alpenvereins, Geschäftsleute, Gastronomen: die Nachbarschaft schmiedet eine Allianz gegen Tønsberg. Seit gestern hängen in vielen Schaufenstern symbolische Rote Karten.

„Thor Steinar“-Läden kommen und gehen: Mediatex täuscht offenbar Vermieter in ganz Deutschland. Der Nürnberger Hausbesitzer Markus Maisch hat der Firma Ende Dezember fristlos gekündigt. Was die Betreiber wenig juckt: Sie nisten weiter in der Schumacher-Straße, gehen juristisch gegen den Rausschmiss vor. „Da geht es um Geld und Macht“, weiß DGB-Vorsitzender Stephan Doll.

Bei Thor Steinar handelt es sich um ein profitables Unternehmen mit Filialen in ganz Europa, das keine Auseinandersetzung scheut. So sind die „Roten Karten gegen Naziläden“, die DBG und CVJM aushängen, ein Spiel mit dem Feuer: „Falschbehauptungen werden mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln bekämpft“, droht Steinar-Boss Uwe Meusel auf seiner Website. Wer Tønsberg als „Nazi-Laden“ bezeichnet, darf mit Post der Steinar-Anwälte rechnen. DGB-Boss Doll: „Wir sind gefeit.“

Steffen Windschall

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