Diese neue Krankenstation soll Leben retten
Komplizierte Brüche sind für ältere Menschenoft das Todesurteil. Das Zusammenspiel von Chirurgen, Altersheilkundlern und Therapeuten kann helfen, die schlimmen Folgen abzufedern
NÜRNBERG Ein Schwindelanfall, ein unbedachter Schritt, ein Hängenbleiben an der Teppichkante: Ein kleiner Stolperer ist für einige Senioren das Todesurteil: 30 Prozent der Menschen über 60 überleben die Folgen eines komplizierten Bruchs nicht. „N-Aktiv“, eine neue Station am Nürnberger Südklinikum, soll die Folgen einer Hüft- oder Oberschenkelhals-Fraktur weniger schlimm machen.
Gertraud Reichelt wirft vergnügt mit einem Pfleger einen Ball hin und her. Und das, obwohl sie ein paar Stunden später unters Messer muss. Die 80-Jährige wurde vor Kurzem an der Hüfte operiert. Die macht ihr schon seit einem Jahr Probleme. Durch das lange Liegen hat Frau Reichelt nun ein Druckgeschwür am Oberschenkel. Sie wartet jetzt auf eine weitere OP. „Bei konventioneller Behandlung kommt es in solchen Fällen oft zu Komplikationen“, sagt Dr. Josef Bail, Chefarzt der Unfallchirurgie am Klinikum Nürnberg.
In der neuen „N-Aktiv“-Station versucht ein Team aus Altersheilkundlern, Unfallchirurgen, Krankengymnasten und Ergotherapeuthen, den speziellen Bedürfnissen älterer Patienten gerecht zu werden. Der interdisziplinäre Ansatz soll eine bayernweit einzigartige Betreuung gewährleisten.
Lungenentzündung durch lange Bettlägerigkeit, Entzündungen durch Ernährung über den Katheter, Verwirrungszustände durch Flüssigkeitsmangel sind potenziell tödliche Folgen eines Bruchs. Poröse Knochen erschweren den Heilungsprozess. Würden Ältere dann zwischen Ärzten verschiedener Fachrichtungen hin- und hergeschoben, ergänzt Oberärztin Dr. Susanne Wicklein von der Klinik für Geriatrie, „bedeutet das noch mehr Stress“.
Und Stress strahlt „N-Aktiv“ nicht aus: Freundliche Orange-Töne, Lichtorgeln, Nürnberger Wahrzeichen an den Wänden schaffen eine gar nicht klinische Atmosphäre. Insgesamt bietet die neue Station 28 Betten, acht davon für Patienten, die komplexe Reha-Maßnahmen in Anspruch nehmen. Steffen Windschall
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