Diese Frau hat Aids – und viele Liebhaber

Beate L. (39) verführte sogar zwei Jugendliche – deshalb stand die korpulente Frau am Mittwoch wegen Körperverletzung vorm Nürnberger Amtsgericht.
von  Abendzeitung
Beate L. (39) hat sich vor 20 Jahren mit dem HIV-Virus angesteckt. Trotzdem hatte sie mit Jugendlichen aus ihrem Wohnviertel ungeschützten Sex.
Beate L. (39) hat sich vor 20 Jahren mit dem HIV-Virus angesteckt. Trotzdem hatte sie mit Jugendlichen aus ihrem Wohnviertel ungeschützten Sex. © bayernpress

Beate L. (39) verführte sogar zwei Jugendliche – deshalb stand die korpulente Frau am Mittwoch wegen Körperverletzung vorm Nürnberger Amtsgericht.

NÜRNBERG Unter den (männlichen) Jugendlichen im Nürnberger Stadtteil Johannis war Beate L. (39) ein echter Geheimtipp. Für wilde Sex-Spiele auf dem Wohnzimmersofa war die korpulente Hartz-IV-Empfängerin leicht zu haben. Doch für die liebestollen jungen Männer folgte bald die schlagartige Ernüchterung. Ihre hingebungsvolle Gespielin, die auf Kondome keinen Wert legte, trägt das HI-Virus (Aids) in sich.

Die Mutter eines Jugendlichen, der das frivole Angebot von Beate L. ebenfalls genutzt hatte, fand das intime Aufeinandertreffen ihres Filius mit der Dame überhaupt nicht lustig. Da im ganzen Wohnviertel bereits seit längerem über die Erkrankung von Beate L. getuschelt wurde, war sie in tiefer Sorge, dass sich ihr Sohn angesteckt haben könnte. Sie informierte das Jugendamt, und von dort wurde der Fall an die Staatsanwaltschaft weitergereicht.

18 Monaten Gefängnis

Am Mittwoch waren die mit erheblichem gesundheitlichen Risiko behafteten Sex-Abenteuer ein Fall für das Amtsgericht. Richterin Heidi Dünisch verurteilte Beate L. wegen versuchter gefährlicher Körperverletzung zu 18 Monaten Gefängnis, die zur Bewährung ausgesetzt wurden – und zu 150 Stunden gemeinnütziger Arbeit. „Sie hat bewusst in Kauf genommen, dass sich die Jugendlichen anstecken könnten“, sagte die Richterin in der Urteilsbegründung.

Zuvor hatten zwei Sex-Partner der Aids-Kranken, die zum Zeitpunkt der Vorfälle erst 16 beziehungsweise 17 Jahre alt waren, als Zeugen ausgesagt. Ihnen lief angesichts des Risikos, das sie damals unwissentlich eingegangen waren, noch immer ein kalter Schauder über den Rücken. „Ich konnte nächtelang nicht schlafen“, sagte einer von ihnen.

Mehrere Wochen lang durchlebten die beiden einen Albtraum, bis endlich die erlösende Nachricht vom Gesundheitsamt eintraf: Sie hatten sich nicht angesteckt! Richterin Heidi Dünisch kommentierte dies mit den Worten: „Das war pures Glück.“

Umfassendes Geständnis

Da Beate L. gleich zu Prozessbeginn ein umfassendes Geständnis ablegte, konnte das Gericht auf eine detaillierte Beweisaufnahme mit allen schmuddeligen Einzelheiten verzichten. Die Staatsanwaltschaft hatte die Anklage aus prozessökonomischen Gründen auf zwei Fälle beschränkt. In Wirklichkeit, das hatten die Ermittlungen ergeben, hatte die „HIV-Frau“ mit mindestens einem halben Dutzend Jugendlicher Sex. Die Triebfeder für das sündige Treiben im Wohnzimmer der Angeklagten wurde nur am Rande gestreift. Rechtsanwalt Thomas Dolmany fasste es in einem einzigen Satz zusammen: „Da war das Verlangen halt stärker als der Verstand.“

Dieser Maxime dürfte sich Beate L. auch schon vor 20 Jahren bedient haben. Sie war mit einem jungen Mann liiert, hatte mit dessen Vater Sex – und wurde von ihm mit dem HI-Virus infiziert. Seitdem nimmt sie starke Medikamente, um den gefährlichen Aids-Erreger im Zaum zu halten. Doch davon hatte sie ihren jugendlichen Liebhabern nichts erzählt.

Helmut Reister

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