Diese Firmenchefin legt sich mit der CSU an

Killer-Spiele oder „Spiele-Killer“? Innenminister Herrmann will gewalttätige Computerspiele verbieten. Und stößt damit auf massive Kritik – auch aus der eigenen Partei.
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Wehrt sich gegen diskriminierende Vorwürfe aus der CSU: Petra Fröhlich, Chefredakteurin im Fürther Computec-Verlag.
bayernpress 2 Wehrt sich gegen diskriminierende Vorwürfe aus der CSU: Petra Fröhlich, Chefredakteurin im Fürther Computec-Verlag.
Harmlos oder gefährlich? Eine besonders spektakuläre Szene aus dem Action-Computerspiel „Crysis“.
bayernpress 2 Harmlos oder gefährlich? Eine besonders spektakuläre Szene aus dem Action-Computerspiel „Crysis“.

Killer-Spiele oder „Spiele-Killer“? Innenminister Herrmann will gewalttätige Computerspiele verbieten. Und stößt damit auf massive Kritik – auch aus der eigenen Partei.

NÜRNBERG Die wollen doch nur spielen... Doch das dürfen sie bald nicht mehr. Jedenfalls, wenn es nach dem Willen des bayerischen Innenministers Joachim Herrmann (CSU) geht. Der möchte nämlich die so genannten „Killerspiele“ verbieten. Doch jetzt regt sich Widerstand. Der Computec-Verlag aus Fürth geht gegen diese Forderung auf die Barrikaden und hat die Aktion „Ich wähle keine Spielekiller“ ins Leben gerufen ( www.pcgames.de). Entscheidet der Streit um die Computerspiele den Wahlkampf?

Die Initiative hat schon zwei Tage nach dem Start Besucherzahlen im sechsstelligen Zahlenbereich, so Anke Moldenhauer, Pressesprecherin des fränkischen Verlags.

Herrmann hatte unter anderem einzelne Computerspiele in Zusammenhang mit Kinderpornographie und Nazipropaganda gebracht. „Dinge, die virtuell am PC umgesetzt werden, werden irgendwann auch in der Realität umgesetzt“, so der Minister. Er fordert ein generelles Verbot von „Killerspielen“. Der innenpolitische Sprecher der Unions-Fraktion im Bundestag, Hans-Peter Uhl (CSU), regte vor diesem Hintergrund an, dem Beispiel Chinas in Punkto Zensur zu folgen und einzelne Provider vom Netz zu nehmen: „Was die Chinesen können, sollten wir auch können.“

Mehr als jeder dritte Bundesbürger spielt

„Das hat das Fass zum Überlaufen gebracht“, so Petra Fröhlich, Chefredakteurin der beiden Computec-Magazine „PCGames“ und „PCAction“. „Auf diese Bevormundung und Kriminalisierung von Erwachsenen mussten wir reagieren.“ Sie verteidigt die Spieler. Und setzt in der Diskussion auf Fakten.

Ihre Klientel ist groß: Digitale Spiele sind längst in der Mitte der Bevölkerung angekommen. Mehr als jeder dritte Bundesbürger spielt nach Zahlen des Bundesverbands Informationswirtschaft Telekommunikation und neue Medien schon jetzt. Und der Markt boomt: Alleine der Verkauf von Spielekonsolen legte im ersten Halbjahr 2008 im Vergleich zum Vorjahr um 30 Prozent zu! Gleichzeitig wird die Zahl der älteren Spieler immer größer: Bei den über 50-Jährigen spielt inzwischen jeder Zehnte.

Dabei sieht man im Verlag die zu gewalttätigen Spiele auch kritisch: „Es gibt Spiele, die sind auch Erwachsenen nicht zumutbar. Doch die werden in Deutschland nicht publiziert“, so Moldenhauer. Sie hält das Spieleverbot für Wahlkampf-Populismus. Und kann sich dabei über Unterstützung aus der Politik freuen: Eine Gruppe junger Unions-Politiker fordert mehr Aufklärung statt Verbote. „Computerspiele für schlechte schulische Leistungen und Gewaltausbrüche verantwortlich zu machen, bedeutet die pauschale Verurteilung eines ganzen Wirtschaftszweiges“, kritisiert auch Philipp Mißfelder, Chef der Jungen Union.

M. Mai

Mehr zum Thema "Killerspiele" lesen Sie in der Print-Ausgabe Ihrer AZ am Montag, 8. September.

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