Diese Dealer verkauften ein Putzmittel als Droge

Das „Liquid Ecstasy“ bestand aus Lösungsmitteln, das auch in Reinigern enthalten ist.
NÜRNBERG Diese Dealer kannten keine Skrupel! Zwei Brüder verkauften berauschende Lösungsmittel als „Liquid Ecstasy“, verdienten eine Menge Geld damit. Doch der giftige Stoff steckt auch in Putzmitteln und Felgenreinigern. Gestern wurden die Kaufleute aus Hersbruck wegen Verkaufs von bedenklichen Arzneimitteln in einem besonders schweren Fall am Nürnberger Landgericht zu hohen Haftstrafen verurteilt.
Brian L. (33) erhielt fünf Jahre und drei Monate Freiheitsstrafe. Sein Bruder Michel L. (34) muss für fünfeinhalb Jahre hinter Gitter. Beide nahmen selbst die Droge.
Die Verteidiger kündigten Revision an
In drei Jahren hatten sie über 7200 Liter des Synthetikstoffs GBL (Gammabutyrolacton) angekauft und – teils in kleineren Portionen abgepackt – per Internet an über 4000 meist jugendliche Abnehmer weiterverhökert. Die Nebenwirkungen beim Trinken sind gravierend. Sie reichen von Halluzinationen über Nierenversagen bis zum Tod – wie es bei einem Konsumenten geschah! Vorsorglich stand auf der Webseite der Brüder, dass sie „keine Verantwortung für falsche Produktverwertung“ übernehmen.
Die Gewinne waren enorm: Für 16 Euro pro Liter wurde der Stoff eingekauft und umgepackt für über 100 Euro weiterverschickt. 554.000 Euro war der Verdienst in drei Jahren. „Grob eigennützig und aus reiner Geldgier“, so Richter Stephan Popp, hätten die Angeklagten gehandelt.
Die Verteidiger hatten Freispruch beantragt. Gestern kündigten sie Revision an. Nicht nur, weil es bundesweit das erste Verfahren um diesen Stoff sei, so Anwalt Jürgen Lubojanski. „Der Fall muss vom BGH abgeklärt werden.“ Denn: Das Mittel ist offiziell nicht verboten, wird von BASF hergestellt und in Produkten – wie Lacklöser oder Druckertinte – verwendet. Seltsam sei auch, so Lubojanski: „Der Stoff wird von anderen Vertreibern unbeanstandet weiter im Internet angeboten.“ cis