Diese 39 Abgeordneten scheiden aus dem Bayerischen Landtag aus

Die Wahl könnte eine Zeitenwende bedeuten. Für (mindestens) 39 Abgeordnete naht so oder so ein Einschnitt: Die Plenarsitzung am Donnerstag wird ihre letzte sein.
von  Christoph Trost
Sie verlassen das Maximilianeum (v.l.o.) – und mindestens 33 Abgeordnete mit ihnen: Erwin Huber (CSU), Helmut Brunner (CSU), Peter Paul Gantzer (SPD), Franz Schindler (SPD), Ulrike Gote (Grüne) und Christian Magerl (Grüne).
Sie verlassen das Maximilianeum (v.l.o.) – und mindestens 33 Abgeordnete mit ihnen: Erwin Huber (CSU), Helmut Brunner (CSU), Peter Paul Gantzer (SPD), Franz Schindler (SPD), Ulrike Gote (Grüne) und Christian Magerl (Grüne). © dpa

München – Wenige Wochen vor der Wahl ist klar: Der nächste bayerische Landtag wird ganz anders aussehen als bisher. Der CSU steht nach allen aktuellen Umfragen der Verlust der absoluten Mehrheit bevor, es wird also voraussichtlich künftig eine Koalitionsregierung geben. Und bis zu sieben Parteien könnten diesmal ins Maximilianeum einziehen, darunter ist sehr sicher auch die AfD.

Aber auch in den Reihen der bisherigen vier Fraktionen – bei CSU, SPD, Freien Wählern und Grünen – gibt es einen großen Personal- und Generationswechsel: 39 der 180 Abgeordneten treten nicht mehr zur Wahl an, gehören dem nächsten Landtag also definitiv nicht mehr an: 19 von der CSU, 13 von der SPD, zwei von den Freien Wählern und fünf von den Grünen.

Fast ein Drittel der SPD-Abgeordneten tritt nicht mehr an

Prozentual am größten ist der Schwund bei der SPD: Dort treten 30 Prozent aller derzeitigen Landtagsabgeordneten nicht mehr an.

Zu den 39 hinzukommen möglicherweise noch mindestens zwei prominente CSU-Abgeordnete, die nur auf der Liste kandidieren und wegen der zu erwartenden CSU-Verluste den Sprung in den Landtag verpassen dürften. Eine von beiden ist Landtagspräsidentin Barbara Stamm, der andere ist der ehemalige Wissenschaftsminister Thomas Goppel.

Deren Ausscheiden nach jeweils mehr als 40 Jahren ist aber nicht amtlich.

"Es war eine unglaublich schöne Zeit", sagt Gantzer

Fix ist dagegen, dass es einen neuen Alterspräsidenten geben wird. Sozialdemokrat Peter Paul Gantzer, 79 Jahre alt und seit 40 Jahren im Parlament, scheidet aus. Entschieden hat das der Oberst der Reserve schon vor fünf Jahren.

"Es war eine unglaublich schöne Zeit", sagt Gantzer rückblickend. Und doch tut es ihm weh, gerade jetzt, da die SPD-Umfragewerte im Keller sind, auszuscheiden. "Ich bin nicht sauer, ich bin nicht zornig, ich bin einfach nur traurig."

Und eines bedauert er dann doch ganz besonders: dass er in Landtagsdebatten nicht mehr gegen die AfD ankämpfen kann. "Daran hätte ich schon noch Spaß gehabt, zu fechten und die in die Schranken zu weisen." Er freut sich dagegen nun auf noch mehr Fallschirmsprünge pro Jahr als bisher.

Exakt genau so lange wie Gantzer, seit dem 28. Oktober 1978, saß Erwin Huber im Landtag. Und auch der ehemalige CSU-Vorsitzende, Staatskanzleichef, Wirtschafts- und Finanzminister scheidet jetzt aus. "Ich habe das frei und ungezwungen entschieden", sagt er.

Dem Wähler keine Chance für eine Abwahl geben

Nach 28 Jahren im Landtag geht auch der SPD-Abgeordnete Franz Schindler, der als Rechtsexperte über die Fraktionsgrenzen hinweg anerkannt ist. "Ich habe mir das selbst ausgesucht", sagt der Oberpfälzer. "Ich gebe dem Wähler keine Chance, mich abzuwählen." Und tut es weh? "Je nachdem, wie’s für die SPD ausgeht."

Christian Magerl (Grüne) kehrt dem Landtag nach insgesamt 27 Jahren den Rücken. Und wie ist das? "Schee", sagt Magerl.

Die Entscheidung habe er schon länger getroffen. "Es war eine sehr schöne Zeit" – aber irgendwann sei’s dann auch genug. "Jetzt sollen’s die Jungen machen. An alten Herrschaften haben wir hier im Landtag keinen Mangel." Er selbst will sich dennoch weiter engagieren, als Biologe und in der Kommunalpolitik.

Die Grünen verlieren mit Ulrike Gote zudem ihre derzeitige Landtagsvizepräsidentin, nach 20 Jahren. "Es ist für mich eine runde Sache", sagt Gote, die ein neues Ziel hat: das Europaparlament.

Die Gründe fürs Ausscheiden sind vielfältig

Bei der CSU scheiden – aus den unterschiedlichsten Gründen – auch die ehemaligen Staatsminister Otmar Bernhard, Christine Haderthauer, Emilia Müller und Helmut Brunner aus. Brunner beispielsweise, der bis zum Frühjahr Agrarminister war, blickt auf 24 Jahre im Landtag zurück. Er freue sich darauf, wieder mehr Zeit für seinen Hof zu haben, sagt er.

Doch nicht jeder Übergang in den nächsten Lebensabschnitt läuft gänzlich problemlos – auch nicht bei den prominenten Parlamentariern.

Erwin Huber beispielsweise, der nun Philosophie studieren will, muss vorher zuhause auf die Suche nach einem wichtige Stück Papier gehen: "Ich muss mein Abiturzeugnis suchen, damit ich mich überhaupt einschreiben kann."

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