Die Wünsche des Christkinds

Johanna Heller ist dieser Tage die wichtigste Nürnbergerin und eröffnet am Freitag den berühmten Markt. Zuvor hat sie für die AZ eine Collage gebastelt – ihr ganz persönlicher Ausblick auf die Zukunft
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Freiheit, Liebe, Gott – das sind einige der Dinge, die Christkind Johanna Heller wichtig für die Zukunft sind.
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Den Hellers liegt die Musik im Blut – von links Schwester Eva, Mutter Birgit, Vater Christian und Johanna.
bayernpress.com 3 Den Hellers liegt die Musik im Blut – von links Schwester Eva, Mutter Birgit, Vater Christian und Johanna.

Johanna Heller ist dieser Tage die wichtigste Nürnbergerin und eröffnet am Freitag den berühmten Markt. Zuvor hat sie für die AZ eine Collage gebastelt – ihr ganz persönlicher Ausblick auf die Zukunft

NÜRNBERG Vergessen Sie den Stadtrat, vergessen Sie den Oberbürgermeister: Am Freitag übernimmt das Christkind die Regentschaft über die Weihnachtsstadt Nürnberg...

Die wichtigste Person Nürnbergs wohnt im Stadtteil Rehhof, heißt Johanna Heller, ist 17 Jahre alt und macht nächstes Jahr Fachabitur. Trotz der vielen Termine nimmt sich Johanna noch kurz vor der Eröffnung „ihres“ Marktes zwei ganze Stunden Zeit, um mit der AZ zu basteln. Eine Collage soll es werden, mit Johannas Wünschen für die Zukunft.

„Ich will Musik studieren“, sagt sie, zwischen Papierschnipseln, Schere und Kleber sitzend. Kein Wunder. Mama Birgit und Vater Christian (Oboe und Bratsche) sind Berufsmusiker, Johanna und Schwester Eva (15) beherrschen diverse Instrumente. „Ich würde gerne für längere Zeit ins Ausland – vielleicht nach Afrika. Dort Pädagogik und Musik zu verbinden – das wäre ein Traum“, erzählt sie.

Aufmerksam verfolgt die Schülerin, die aktiv in der Mitverwaltung tätig ist, auch die Studentenproteste. „Ich bin gegen Studiengebühren“, erklärt sie überzeugt. „Denn während die wohlhabenden Studenten ihre freie Zeit zum Lernen nutzen können, müssen die anderen arbeiten. Dadurch bekommen sie schlechtere Noten, die schlechteren Jobs – das ist ungerecht.“

"Es ist wichtig, bei denen zu sein, denen es nicht so gut geht"

Der quirligen Blondine scheint das Amt des Christkinds auf den Leib geschneidert zu sein. Denn Nächstenliebe ist ihr ein echtes Anliegen – was sich unter anderem in den Schlagworten „Wir sind in Gottes Hand“ oder auch „Brot für die Welt“ auf der Collage wiederspiegelt. „Ich Freude mich auf den Heiligen Abend. Dann werde ich Obdachlose besuchen“, erzählt die 17-Jährige. „Es ist wichtig, bei denen zu sein, denen es nicht so gut geht.“

Das meint Johanna, die ohne Fernseher und ohne Familienauto groß wurde, ernst. Während sich andere Jugendliche dem Konsum hingeben, lebt sie ganz bewusst: „Klar Freude auch ich mich über ein neues Kleid oder ein Paar Schuhe. Aber im Grunde genommen bin ich mit dem, was ich habe, sehr zufrieden und überlege immer: Brauche ich das wirklich?“ Sie spart lieber – und kauft sich dann was, was sie wirklich haben möchte. „Ich würde mir zum Beispiel gern ein Musikprogramm für den Computer kaufen, damit ich selbst komponieren kann.“

Derzeit kreisen Johannas Gedanken aber auch viel um ihr neues Amt und die vielen Pressetermine, die die 17-jährige absolvieren muss. „Da ist das Basteln mal eine schöne Ablenkung“, lacht sie. Dass sie in der Zeit als Christkind auch viel Leid sehen wird, kranke Kinder und Alte, schreckt sie nicht ab. „Natürlich ist es heftig. Erst ein Besuch auf der Kinderkrebs-Station und dann weiter zur Märchenstunde.“ Damit sie ihre Erfahrungen als Christkind richtig verarbeiten kann, hat ihr ihre Kindergärtnerin von damals – sie ist eine Freundin der Eltern – ein Notizbuch geschenkt. „Da schreib ich rein, was mich berührt oder belastet und geb’s so einfach an das Buch ab.“

Die Collage ist fertig und Johanna zufrieden: „Sogar die Brille habe ich untergebracht.“ Genau so eine hat das Christkind nämlich auch zuhause – „nur in braun. Der Optiker wollte sie mir erst gar nicht verkaufen und meinte ,das ist die hässlichste Brille im ganzen Laden’ – aber ich find sie cool!“

Vor ihrem großen Auftritt hat Johanna noch keine Angst. „Aber die kommt bestimmt noch. Gerade freu ich mich einfach nur – über das schöne Kleid und den Prolog, der mir wahnsinnig Spaß macht.“ Nachdenklich zieht sie eine blonde Locke durch die Finger: „Jetzt lass ich die Haare auch mal wachsen“, so Johanna. „Mal sehen, ob ich dann nächstes Jahr ohne Perücke den Prolog sprechen kann.“ kes

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