Die wichtigsten Fragen zum Quelle-Aus

NÜRNBERG - Politik, Arbeitsagentur: Wer sich jetzt um die Mitarbeiter kümmert...
Das Aus für Quelle schockt eine Region: Tausende Leidtragende wissen jetzt nicht wie es weitergeht. Die AZ beantwortet die wichtigsten Fragen für die Beschäftigten:
Wie hilft die Politik?
„Das Aus für Quelle darf nicht das Aus für die Menschen sein“, sagt Bayerns Sozialministerin Christine Haderthauer (CSU). Sie verspricht spezifische Programme für die gekündigten Quelle-Beschäftigten. Der Feristaat hat für die Region ein Strukturprogamm angekündigt, mit dem neue Jobs geschaffen werden – etwa der Energie-Campus Nürnberg, in dem Techniken fürs Energiesparen oder die Elektromobilität entwickelt werden.
Was macht die Arbeitsagentur, um schnell helfen zu können?
Es wird damit gerechnet, dass zum 1.November 4000 Mitarbeiter arbeitslos sind. Bis dahin müssen die Anträge auf Arbeitslosengeld bearbeitet sein. Sonst gibt’s keine Unterstützung – aber die Rechnungen für die Menschen kommen trotzdem. Eine Mammutaufgabe! 100 Mitarbeiter der Arbeitsagentur aus ganz Bayern werden sich in einer Task Force um die Quelle-Mitarbeiter kümmern. Die Agentur eröffnet im Versandzentrum eine Filiale.
Welche Chancen haben die Quelle-Mitarbeiter?
Computerfachleute dürften kein Schwierigkeiten haben, eine neue Beschäftigung zu finden. Die 600 besten haben das Unternehmen schon verlassen. Für ältere Arbeitnehmer werden „kreative Möglichkeiten gesucht“, so OB Ulrich Maly, um die Zeit bis zur Rente zu überbrücken. „Im Großraum gibt es 10000 offene Stellen. Es besteht für einen Teil der Beschäftigten berechtigte Hoffnungen, dass sie schnell vermittelt werden können“, sagt Rainer Bomba, Bayern-Chef der Bundesagentur für Arbeit.
Was passiert mit den Azubis?
Der Otto-Versand hat wohl ein Angebot gemacht, dass sie nach Hamburg wechseln können. Außerdem wollen die Handwerks- und die Industrie- und Handelskammer eine Job-Börse für die 150 betroffenen Jugendlichen organisieren.
Wie geht es mit den Quelle-Kindergärten weiter?
Die Insolvenz betrifft auch die Betriebs-Einrichtungen in Nürnberg und Fürth mit 260 Plätzen. Die Verhandlungen mit freien Trägern laufen auf Hochtouren. Der Hort in der Wandererstraße gilt für das Nürnberger Jugendamt als unverzichtbar. Auch in Fürth sollen die Betreuungsplätze erhalten werden. Das kann aber auch in anderen Kindergärten sein.
Wer kümmert sich um verzweifelte Mitarbeiter?
Günter Niklewski, Chefarzt der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie am Klinikum Nürnberg, und sein Kollege Wolfgang Söllner von der Klinik für Psychosomatik richten ab Montag eine Anlaufstelle für Quelle-Mitarbeiter im Betrieb ein. Niklewski: „Das ist ein niederschwelliges Angebot. Die Menschen können einfach vorbeikommen. Sie müssen sich nicht schämen.“ Die Mitarbeiter erhalten dort Soforthilfe. „Ein Statuswechsel kann schnell zu persönlichen Krisen führen“, weiß Niklewski. Auch die kirchlichen Beratungsstellen stehen offen. mir
Mehr über das Quelle-Drama und den ersten Teil der Serie "Quelle: Aufstieg und Fall", in der AZ-Chefkolumnist Klaus Schamberger Aufstieg und Niedergang des Unternehmens schildert, lesen Sie in der Print-Ausgabe Ihrer AZ am Donnerstag, 22. Oktober