„Die Welt schaut auf Nürnberg“
Großer Bahnhof zur Eröffnung der U3 mit Delegationen aus ganz Europa: Nach zehn Jahren Planungs- und Bauphase „übergab“ OB Ulrich Maly den Nürnbergern „ihre“ neue U-Bahn-Linie: Eine Weltneuheit: 173 Jahre nach der ersten Fahrt des „Adler“ wird in der Eisenbahn-Pionierstadt automatisierter mit konventionellem U-Bahn-Betrieb gemischt.
NÜRNBERG Dass der Rolltreppen-Aufgang vom neuen U-Bahnhof Gustav-Adolf-Straße nicht überdacht ist, wie nach dem Festakt ein älterer Herr moserte, konnte die Feierstimmung nicht wirklich trüben. Trotz strömenden Regens, der Europaminister Markus Söder und Siemens-Boss Heinrich Hiesinger die Reden verhagelte: Großer Bahnhof für die U3!
Nach zehn Jahren Planungs- und Bauphase „übergab“ OB Ulrich Maly den Nürnbergern „ihre“ neue U-Bahn-Linie: Sie verbindet die Gustav-Adolf-Straße im Stadtwesten mit dem Maxfeld im Norden. In zehn Jahren soll sie sich über 12 Kilometer von Gebersdorf bis zum Nordwestring schlängeln, ist damit nicht die längste Nürnberger Linie, aber jetzt schon die bekannteste. Das neue System mischt als erstes konventionelle, von Fahreren gesteuerte, U-Bahnen mit dem vollautomatisierten U3-Betrieb – zwischen Rothenburger Straße und Hauptbahnhof, dem gemeinsamen Streckenabschnitt von U2 und U3.
Das Nürnberger Modell - bald auch in Lissabon?
„Die Welt schaut auf Nürnberg“, freute sich Maly. Zumindest die Welt des Öffentlichen Nahverkehrs: Delegationen aus Brüssel, Lissabon und Amsterdam infomierten sich vor Ort über das System, das die Portugiesen für „maybe appropiate“ – vielleicht auch für ihre Hauptstadt geeignet – erachten, wie Verwaltungschef Jorge Jacob der AZ verriet: „Auch wenn es im gemeinsamen Abschnitt nicht so schnell ist“, wie er kritisch hinterher schob.
Die Geschwindigkeit aber ist für Nürnberg gar nicht so wichtig: Neben Energie-Ersparnis, besserem Service und mehr Platz in den Abteilen erfreut der automatisierte Betrieb seine Nutzer vor allem durch seine superdichte Taktung: Auf bis zu hundert Sekunden verringern sich in Stoßzeiten die Abstände zwischen den einzelnen Zügen: „Die U-Bahn verpasst“ als Ausrede fürs Zuspätkommen ist ab sofort hinfällig.Steffen Windschall