Die verpuffende Anti-Boygroup

NÜRNBERG - Element of Crime forderten ironisch fäusteschwingend in Erlangen „Romantik!“
Immer da, wo sie singen, sind alle nicht so ganz bei der Sache. Hat man den Eindruck. Der geforderten Innigkeit der Pop-Verweigerer von Element of Crime in der Stadt bald ohne Kultur (Erlangen), begegnet die Kult-Band um Sven Regener konsequent mit: Verweigerung. Die Heinrich Lades-Halle, sowieso nicht der Ort für anheimelnde Konzerte, entlarvt um so mehr die langsam beginnende Ungnade der 80er-Jahre-Underground-Helden ihrem Publikum gegenüber. Gemäß dem grantelnden Motto: „So ist das“ – und eben nicht anders. Nehmt es hin.
Das taten die Fans: Das reguläre Konzert dauert gerade etwas mehr als eine Stunde. Die Erweiterung in Zugabenform musste brav in vier Blöcke verteilt hartnäckig erklatscht werden – dafür wird mit diesen sechs Songs der Abend um 30 Minuten gestreckt.
Der Applaus, freilich, will trotzdem nicht so schnell aufhören. Schließlich stehen da, ob intensiv oder nicht, Erinnerungen aus 25 Jahren auf der Bühne. Da stört auch nicht der Sound in der Basswummern begünstigenden Halle – die eine Hälfte der Fans kann eh nichts schocken, mit vor dem Bauch gepresstem Partner in der Schunkelposition. Geht doch, mit der Innigkeit.
Es geht ja schließlich meist um die Liebe, in den Texten des „Herr Lehmann“-Erfinders. „Am Ende Denk Ich Immer Nur An Dich“ oder das traurige-trotzige „Kaffee und Karin“, das sich im Dreiviertel-Takt zu den höchsten Schmerzen der Wehmut und der Bitterkeit walzert. Dann wirft Herr Regener wieder die Fäuste in die Luft und postuliert ironietriefend die „Romantik“ der alternden, unwirschen Anti-Boygroup der deutschen Groß-Lakonie. Sie verpuffen, leider, solche Momente im großen „Egal“.mm