Die Tricks der Karten-Mafia

Vorsicht vor der EC-Karten-Mafia. Mit immer raffinierteren Methoden spionieren Banden uns beim täglichen Gang zum Geldautomaten aus. Heimlich werden Pin-Code und Bankdaten ausgeforscht, um anschließend die Konten der ahnungslosen Opfer bis auf den letzten Cent zu plündern.
von  Abendzeitung

MÜNCHEN - Vorsicht vor der EC-Karten-Mafia. Mit immer raffinierteren Methoden spionieren Banden uns beim täglichen Gang zum Geldautomaten aus. Heimlich werden Pin-Code und Bankdaten ausgeforscht, um anschließend die Konten der ahnungslosen Opfer bis auf den letzten Cent zu plündern.

Mikroelektronik macht’s möglich – mit immer raffinierteren Methoden spionieren Gaunerbanden an Geldautomaten Pin-Nummern und Daten von EC-Karten aus. Blitzschnell räumen sie die Konten ihrer Opfer leer, der Schaden geht in die Millionen. In Bayern wurden alleine in den ersten vier Monaten diesen Jahres 50 Geldautomaten frisiert.

Das Geschäft mit maipulierten Geldautomaten ist fest in der Hand der rumänischen Mafia. Von 22 Verdächtigen, die die Polizei in diesem jahr festnahm, stammen 17 aus Rumänien. So wie ein 27-Jähriger aus Craiova, dem früheren Kragau. 300000 Euro kassierte er im vergangenen August. Als er jetzt erneut in München auftauchte, ging er den Fahndern des Landeskriminalamtes in Netz. Wieder hatte er vier Geldautomaten manipuliert.

Profis brauchen dazu weniger als zwei Minuten. Jüngster Trick: Sie bauen in Rauchmelder Kamerahandys, die gestochen scharfe Bilder von Kunden bei der Eingabe ihres Pin-Codes liefern. Manchmal werden auch komplette Tastaturen auf Geldautomaten aufgesetzt, die jeden Tastendruck speichern. „Da hilft auch nicht, wenn man die Zahlen mit der Hand abdeckt“, sagt Kriminaloberrat Eduard Liedgens. Die Daten werden sofort via Internet oder per SMS ins Ausland transferiert, wo Duplikate der EC-Karten erstellt und die betreffenden Konten bis auf den letzten Cent geplündert werden. Gesamtschaden in Bayern im Jahr 2008: 2,5 Millionen Euro.

160000 EC-karten aus Sicherheitsgründen gesperrt

Die EC-Karten-Mafia kassiert in immer größerem Stil ab. Wurden in Deutschland im Jahr 2007 noch 470 Automaten manipuliert, waren es im vergangenen Jahr bereits 809 – Tendenz steigend. Bundesweit wurden im vergangenen Jahr 160000 EC-Karten sicherheitshalber gesperrt, weil Gefahr bestand, dass deren Daten ausspioniert wurden.

Vor allem auf die gut frequentierten Geldautomaten in den Innenstädten von München und Nürnberg haben es Banden abgesehen. Dort heben Leute oft im Minutentakt Geld ab. Pro ausspioniertem Konto können die Gauner zwischen 1000 und 2500 Euro täglich abbuchen – bis der Datenklau auffliegt.

Inzwischen haben die Banden aber nicht nur Geldautomaten im Visier, sondern auch die Kartenlesegeräte im Eingangsbereich von Banken. Die Gangster montieren Aufsätze, die die Daten auf dem Magnetstreifen kopieren. Die Geräte der neuesten Generation sind so perfekte, dass selbst Experten Mühe haben sie als immitationen zu erkennen.

So schüzen Sie sich vor EC-Karten-Betrügern

Bei der Eingabe der Zahlen die Tastatur mit der freien Hand verdecken. Auf ausreichend Abstand zum nächsten Kunden achten, wenn nötig dessen Diskretion einfordern oder das Bankpersonal verständigen. Im Zweifel lieber kein Geld abheben. Klebstoffreste, Risse im Kunststoff oder Abrieb an Schrauben weisen auf eine Ma-nipulation des Gerätes hin. Wenn möglich, zum Öffnen der Foyertüre und zum Geldabheben verschiedene Karten nutzen. Kontoauszüge regelmäßig überprüfen. Unbekannte Abbuchungen dem Geldinstitut und notfalls der Polizei melden. Im Zweifel die Karte unter der zentralen Telefonnummer 116116 sperren lassen. Bei verdächtigen Wahrnehmungen immer die Polizei mittels Notruf 110 verständigen.

Ralph Hub

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