Die Supernase für den Artenschutz

Gegen den Schmuggel mit Tieren und Pflanzen: Der Zoll in Franken bildet Hunde für den Frankfurter Flughafen aus.
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Gegen den Schmuggel mit Tieren und Pflanzen: Der Zoll in Franken bildet Hunde für den Frankfurter Flughafen aus.

NEUENDETTELSAU Stürmisch läuft Schäferhündin „Amy“ los und zieht Hundeführer Tobias Groß von der Zollhundeschule in Neuendettelsau (Kreis Ansbach) hinter sich her. Sie springt auf die aufgereihten Koffer und schnüffelt an jedem einzelnen. Vor einem bleibt sie stehen, sie bellt, sie kratzt. Groß wirft ihr als Belohnung eine „Beißwurst“ zu und streichelt ihren Kopf. Ein anderer Zollbeamte nimmt den Koffer, öffnet ihn und holt eine Bart-Agame, eine australische Echsenart, hervor.

Die Idee kam von der Tierschutzorganisation WWF

Solche Szenen können sich bald täglich am Frankfurter Flughafen abspielen. „Amy“ ist einer der beiden Spürhunde, die seit Dienstag bundesweit erstmals gegen den Schmuggel unter Artenschutz stehender Tiere und Pflanzen eingesetzt werden. Die Idee hatte die Tierschutzorganisation WWF. „Wir haben vor gut einem Jahr dem deutschen Zoll unser Konzept vorgestellt. Damals hätte ich nicht vermutet, dass bereits im Sommer 2008 in Frankfurt Artenschutzspürhunde auf Patrouille gehen“, freut sich Volker Homes vom WWF.

„Amy“ und Labradorrüde „Uno“ sind auf den Eigengeruch der bedrohten Tier- und Pflanzenarten abgerichtet und können ihn durch Gepäckstücke, Postsendungen und Container hindurch riechen.

Die Hundenase ist etwa 1000 Mal empfindlicher als die menschliche Nase. So schnuppern sie Federn von Vögeln, die lederartige Haut von Reptilien, und sie erkennen den Geruch von Elfenbein.

Auf 20 Milliarden US-Dollar jährlich schätzt Interpol den illegalen Handel

Zehn Wochen dauerte die Ausbildung an der Zollhundeschule, bei der sie auf 15 Geruchsbilder trainiert wurden. 15.000 bis 20.000 Euro kostet die Ausbildung. „Aber das Geld lohnt sich“, betont Ronald Matthausch, der Leiter des Hauptzollamts Frankfurt-Flughafen.

Auf 20 Milliarden US-Dollar jährlich schätzt Interpol den illegalen Handel mit Tieren und Pflanzen. Damit sei der Schmuggel artengeschützter Tiere und Pflanzen neben dem Waffen- und Drogenschmuggel das lukrativste Schmuggelgeschäft weltweit, sagte Homes. Aktentaschen aus Schlangenleder, Zebrafelle oder präparierte Affenschädel, der Einsatz der Spürhunde sei ein „Meilenstein“ im Kampf gegen den Schmuggel, erklärt Homes.

Acht Stunden am Tag werden die Spürhunde im Einsatz sein. „Wichtig ist für uns zunächst, Erfahrungen zu sammeln“, erläutert Matthausch das weitere Vorgehen. „Wir müssen erst einmal herausfinden, aus welchen Regionen besonders viele Tiere und Pflanzen geschmuggelt werden. Sobald wir das wissen, werden wir uns auf diese Regionen konzentrieren und dann hoffentlich viele Schmuggler überführen.“

Falk Sinß

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