Die Studenten machen ernst: Jetzt besetzen sie die Unis

Tausende demonstrierten in Nürnberg und Erlangen für ein gerechteres Bildungssystem. Die Hochschulleitungen tolerieren die Aktionen.
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Der Kunde als König? Unis betrachten sich als Dienstleister, daher demonstrierten Nürnbergs Gebühren-geplagte Studenten vor der Lorenzkirche für adäquaten Service.
Klaus Schillinger 2 Der Kunde als König? Unis betrachten sich als Dienstleister, daher demonstrierten Nürnbergs Gebühren-geplagte Studenten vor der Lorenzkirche für adäquaten Service.
Erlangens proppenvolles Audimax: Hier wurde gestern keine Vorlesung gehalten, sondern mit einer Besetzung demonstriert.
privat 2 Erlangens proppenvolles Audimax: Hier wurde gestern keine Vorlesung gehalten, sondern mit einer Besetzung demonstriert.

NÜRNBERG/ERLANGEN - Tausende demonstrierten in Nürnberg und Erlangen für ein gerechteres Bildungssystem. Die Hochschulleitungen tolerieren die Aktionen.

Leistungsdruck, Armut, Zukunftsängste: Wie ihre Kommilitonen in ganz Deutschland und Österreich gingen gestern auch die Studierenden der Hochschulen in Nürnberg und Erlangen auf die Barrikaden. Im Kampf gegen das ungeliebte Bachelor/Master-System und die Studiengebühren begnügten sich Tausende Protestler nicht damit, nur zu demonstrieren – sie besetzten kurzerhand ihre Unis!

An der Nürnberger Ohm-Hochschule ging es hoch her: Nachdem Polizisten die Eingänge abgesperrt hatten, gelang es schließlich rund 1000 Demonstranten, das Gebäude zu stürmen, vermeldete am Nachmittag Aktivist „gso_brennt“ via Twitter. Nach Polizeiangeben sei das ganze allerdings weniger spektakulär verlaufen: „Die Hochschulleitung hat die Aktionen toleriert“, sagte Polizei-Sprecher Peter Schnellinger.

Ausnahmezustand auch in Erlangen: „Gegen 9.30 Uhr haben wir uns mit 200 Leuten am Hugenottenplatz getroffen“, berichtet Lehramts-Student Manuel F. (24). Auf dem Weg durch die City schlossen sich immer mehr Jungakademiker dem Pulk an. Ziel: das Audimax in der Bismarckstraße. „Eigentlich war die Besetzung von den meisten Demonstranten gar nicht geplant“, so Manuel. Aus der Gruppendynamik heraus waren es aber letztendlich 500 Studenten, die den größten Uni-Hörsaal enterten: Wirtschaftsinformatik-Professor Peter Mertens unterbrach seine Vorlesung und räumte den Besetzern das Feld.

Obwohl sich die meisten Studenten spontan entschlossen, den Hörsaal einzunehmen, scheinen zumindest die Streik-Organisatoren gut organisiert. Noch gestern bildeten sie verschiedene Arbeitskreise – einen, um Ziele und Forderungen zu formulieren, einen für die Öffentlichkeitsarbeit, einen, der für die Verpflegung der Streikenden.

„Uns ist es es wichtig, möglichst viele verschiedene Gruppen und Einzelkämpfer ins Boot zu holen“, sagt Studenten-Sprecher Paul Zimmer. Darüber, ob das Bachelor-System abgeschafft oder nur verändert werden soll, herrscht keine Einigkeit. Auch nicht darüber, wie lange und wie weit der Streik gehen soll.

Steffen Windschall

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