Die späte Rechnung der Flut
BAD REICHENHALL - Im September 2002 wurden die Bad Reichenhaller überschwemmt. Die Kredite zur Beseitigung der Schäden von damals sind noch nicht getilgt, da sollen die Betroffenen wieder zahlen – für Schutzmauern.
Binnen Minuten standen Straßen, Gärten und Keller unter Wasser. Der kleine Schwarzbach im Bad Reichenhaller Ortsteil Marzoll war plötzlich 100 Meter breit. „Besonders fünf Familien wurden sehr hart in Mitleidenschaft gezogen. Sie hatten alle Schäden in großer Höhe, bei uns waren es etwa 186000 Euro“, schildert Hochwasser-Opfer Heinz Schmidbauer die Folgen der Flut im September 2002. Die Kredite von damals sind noch nicht getilgt, da sollen die Betroffenen wieder zahlen – für Schutzmauern.
„Vermutlich sind wir die einzigen Hochwasser-Opfer, denen so etwas zugemutet wird“, ärgert sich Heinz Schmidbauer. 11055 Euro verlangt die Stadt von ihm, die anderen sollen zwischen 1200 und 17600 Euro berappen. „Werden jetzt die Spenden für Hochwasser-Opfer (etwa 10000 Euro pro Familie) auf Umwegen zurück verlangt?“, fragt Schmidbauer.
„Nein“, sagt Stadt-Sprecher Gerhard Fuchs. Das Wasserwirtschaftsamt sei laut bayerischem Wassergesetz dazu verpflichtet, den Schwarzbach auszubauen – zum Schutz vor dem Wasser. Eine Geschiebesperre, eine höhere Brücke und die Schutzmauern kosten insgesamt 670000 Euro. „Davon zahlt 450000 der Freistaat, 125000 die Stadt und der Rest wurde nach einem fachgerechten Schlüssel auf die anderen Anlieger umgelegt“, sagt Fuchs. „Warum soll die Allgemeinheit denn für eine Maßnahme zahlen, die Privatbesitz schützt?“
Nie über Geld gesprochen
Doch damit wollen sich die Marzoller nicht zufrieden geben. „Im Nachbarort Piding wird auch ein Damm zum Schutz gegen die Saalach gebaut. Die Anrainer dort müssen nichts zahlen“, sagt Heinz Schmidbauer. „Theoretisch wäre diese Lösung für uns ebenfalls denkbar“, entgegnet Gerhard Fuchs. „Aber wir haben noch einen anderen Wildbach, den Seebach, und da haben die Anlieger auch mitgezahlt.“
Also werden auch die Marzoller zur Kasse gebeten – was Heinz Schmidbauer vor allem deshalb stinkt, weil er und seine Mitstreiter vor Baubeginn wiederholt um einen Kostenvoranschlag gebeten hatten. Erfolglos: „Mit uns wurde über das Projekt gesprochen – aber nie über Geld.“
Jetzt sieht es schlecht aus für die Schwarzbacher. „Entweder man einigt sich gütlich“, sagt Gerhard Fuchs von der Stadt, „oder die Sache geht weiter ans Landratsamt. Dann wird es ein neues Gutachten geben und die Verteilungssumme steigt.“
nk
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