Die schwarzen Schafe unter Ansbachs Polizisten
Ansbach - Ein Polizist ist in der vergangenen Woche vom Amtsgericht Ansbach zu 15 Monaten Haft mit drei Jahren Bewährung verurteilt worden, weil er in seiner Freizeit vor einer Disco "Dirty Harry" gespielt hatte: Er hatte im Streit um ein Mädchen einen Mann niedergeschlagen und die private Fehde mit gezücktem Dienstausweis zur "Amtssache" gemacht. Seinen Kollegen gegenüber gab er sich als Opfer aus.
Auch wenn das Urteil noch nicht rechtskräftig ist und möglicherweise eine Berufungsverhandlung stattfinden wird, reagierte das Polizeipräsidium prompt. "Ihm wurde nach diesem Urteil, auch wenn es noch nicht rechtskräftig ist, die Ausübung der Dienstgeschäfte untersagt", erklärte Elke Schönwald, die Sprecherin des Polizeipräsidiums Mittelfranken, kurz nach dem Urteil zur AZ.
Ansbacher Kriminaler wollte Kokain kaufen
Gegen den Beamten läuft parallel auch noch ein Disziplinarverfahren, bei dem es um seine endgültige berufliche Zukunft geht. Es ist bis zu einem rechtskräftigen Urteil auf Eis gelegt. Sollte die Strafe für ihn aber auch im Berufungsprozess ähnlich hoch liegen, ist sein Berufsprofil "Polizeibeamter" automatisch ein Relikt der Vergangenheit.
Der ins Zwielicht geratene Beamte war in der Polizeiinspektion Rothenburg/Tauber beschäftigt, die zur Polizeidirektion Ansbach gehört. Dort sorgen derzeit zwei weitere Personalien für gedämpfte Stimmung. Gegen den Kriminalbeamten Christian A., der zugleich CSU-Politiker ist, laufen Ermittlungen, weil er von einem verdeckten Fahnder im Ansbacher Hauptbahnhof Kokain kaufen wollte (AZ berichtete). Und ein weiterer Polizist muss sich dem Vorwurf einer Frau stellen, sie sexuell genötigt zu haben. Beide befinden sich nicht im Dienst.
Diebstahl in den eigenen Reihen?
Fast eine Nebenrolle spielt unter diesen Umständen der Dieb, vermutlich aus den eigenen Reihen, der die Beamten in den Diensträumen der Ansbacher Direktion beklaute. "Es gab bestimmte Verdachtsmomente, aber wir mussten die Ermittlungen am Ende ergebnislos einstellen", erklärte Oberstaatsanwalt Michael Schrotberger.
Von einem grundsätzlichen Problem in der Ansbacher Dienststelle will die Sprecherin des Polizeipräsidiums Mittelfranken nichts wissen. Die Parallelität der laufenden Verfahren sei ein zeitlicher Zufall: "Alle Unterlagen belegen, dass die Direktion in Ansbach nicht mehr oder weniger Probleme mit schwarzen Schafen hat als andere Dienststellen."
Allein im vergangenen Jahr wurden Angaben der Staatsanwaltschaft Nürnberg zufolge, die auch für Fürth zuständig ist, 117 Ermittlungsverfahren gegen Polizeibeamte eingeleitet. Im ersten Halbjahr 2018 ist das Niveau mit 66 Verfahren auf gleicher Höhe. "Die weitaus meisten Ermittlungsverfahren werden eingestellt", sagte Antje Gabriels-Gorsolke, Sprecherin der Staatsanwaltschaft.
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